KINDERTAGE IM WALD // GEDANKEN UND TIPPS

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Erlaubt euren Kindern, sich in den Wald zu verlieben.

Jeder Tag ist ein Waldtag, ausser bei Sturm. Dann besser nicht. Aber sonst ist Wald das Beste überhaupt. Als Kindergärtnerin war ich einmal die Woche einen Vormittag im Wald. Bei Regen, bei Schnee, im Nebel, bei Sonnenschein, wenn es bewölkt war, wenn es hochsommerlich heiss und auch wenn es saukalt war, sind wir losgezogen, haben Feuer gemacht, Suppe oder Tee gekocht und sind im Gehölz rumgestreunt. Und es war jedes einzelne Mal ein wunderschönes Erlebnis. 


Der Wald ist nicht gemacht und deshalb gemacht für unsere Kinder. Man muss die Füsse heben, wenn man durch den Wald geht, denn hier ist nicht Parkett. Wenn man klettert, muss man bei jedem Schritt spüren, ob die Äste dick und stark genug sind, und man muss sich auf jeden Fall festhalten, denn kein Baum ist die Kletterspinne vom Spielplatz, die auf 1000kg getestet wurde, eingebettet in Fallschutzplatten.
Der Waldboden ist weich, manchmal rutschig, ab und zu verwurzelt, das Dickicht ist stachelig und düster, und an vielen Stellen braucht man geschickte Füsse und starke Hände, um weiter zu kommen. Der Wald ist wild, zauberhaft und geheimnisvoll. Und er ist sehr ehrlich. In ihm finden wir Ruhe, aber still, nein still ist es nie, denn er ist voller Konzerte.

Der Wald als Lebens- und Erfahrungsraum bietet uns alles, was wir brauchen. Er ist Spielplatz, Erholungszone, Atelier, Frischluft- und Energiespender, Turnhalle, Beobachtungsplatz, Mitmachmuseum, Klangwelt, Vorratskammer, ein weiches Bett, ein Platz für alle. Die Spiele, die die Kinder im Wald spielen sind voller Phantasie und Kreativität, sie nähren den Sinn für die Gemeinschaft und jede einzelne Kinderseele.
Und obschon man perfekt ohne nichts im Wald spielen kann, habe ich doch, wenn ich mit Kindern länger unterwegs bin, gerne einen Rucksack mit dabei. Hier also ein paar Tipps für das Packen des Waldrucksackes, wenn ihr mit den Lütten loszieht:


Kleidung
Auch wenn ein Waldbesuch keine Expedition zum Nordpol ist, ist es doch wichtig, dass die Kinder zweckmässig gekleidet sind. In Flipflops und Tutu lässt es sich einfach sehr schlecht entspannt durch den Wald tigern und auf Entdeckungsreise gehen. 
– Bitte zieht euren Kinder gutes Schuhwerk an, Turnschuhe, Wanderschuhe, Gummistiefel wenn es sehr matschig ist oder warme Winterstiefel bei Kälte.
– Eine lange Hose ist Schutz vor Kratzern und Zecken. Auf Bäume klettern oder sich im Dickicht zu verstecken ist gemütlicher, wenn die Beine eingepackt sind. Zudem kann die Hose in die Socken gesteckt werden. Sieht bescheuert aus, hält aber Zecken fern.
– Weil ein Waldbesuch bei Regenwetter großartig ist, sollte euer Kind eine Regenhose und eine Regenjacke haben. Bitte achtet darauf, dass ihr Jacken besorgt, deren Nähte verschweisst sind und die trocken halten, auch wenn man ein paar Stunden draussen verbringt.
– Eine Schirmmütze unter der Kapuze schützt das Gesicht und die Augen vor dem Regen, vor allem für Brillenträger ist das eine Wohltat. 
– Habt immer noch eine Fleecejacke mit dabei, welche ihr drunter oder drüber ziehen könnt, je nachdem. Zwiebeltechnik ist für den Wald optimal.

Wasser
In Flaschen abgefüllt, zum trinken und zum Hände waschen. Da ich jeweils mit den Kindern im Wald gegessen habe, wollte ich, dass sie vorher ihre Hände waschen. Nicht wegen dem Wald, der an den Händen haftet, aber wegen dem Fuchsbandwurm. Im Winter hatte ich eine PET Flasche mit heissem Wasser mit dabei. Wenn Händewaschzeit war, was das Wasser immer noch angenehm warm und die Kinder konnten ihre kalten Finger reinigen und gleich auch aufwärmen. Die Flasche habe ich in ein altes Handtuch eingewickelt, das Wasser blieb dadurch länger warm und die Kinder konnten ihre gewaschenen Hände trocknen.

Sitzunterlage
Eine isolierende Sitzunterlage ist wichtig und sinnvoll, wenn man im Herbst/Winter in den Wald geht. Wir haben unsere immer mit dabei. Sie markieren die Sitzplätze der Kinder beim Jausnen am Feuer und bieten Wärme, auch wenn die Kinder in ihren selbstgebauten Hütten sitzen.


Taschenmesser
Ein Taschenmesser ist eine feine Sache für einen Ausflug in den Wald. Auch mein Sohn trägt sein Kindertaschenmesser (mit abgerundeter Spitze) stets bei sich, um  Stöcke zu schnitzen und/oder zu schälen. In der Kindergruppe wollte ich nicht, dass die Kinder Messer mit in den Wald bringen. Die Kinder durften jedoch jederzeit, unter Aufsicht, mit meinem Messer schnitzen. Dann habe ich mich dazu gesetzt und war zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wurde. Wenn ihr für euer Kind ein Taschenmesser besorgt, schaut darauf, dass es eine abgerundete Spitze hat und dass es gut scharf ist. Ein stumpfes Messer braucht Druck beim Schnitzen und erhöht die Gefahr, dass man dabei ungünstig abrutscht und sich verletzt. Ein Taschenmesser mit Säge ist nicht notwendig, aber halt schon sehr lässig.


Toilettenpapier / Plastiktüte
Genau. Ihr kennt das. Kaum ist man draussen… Und die Plastiktüte dient dazu, um das Geschäft bitte aufzunehmen und auf dem Heimweg im nächsten Müll zu entsorgen.


Seil
Unsere Kinder lieben es, das Seil mit in den Wald zu nehmen. Unseres ist 5 Meter lang, das ist eine gute Länge für Kinder. Ein Seil im Wald ergibt unzählige Spielvarianten für das gemeinsame Spiel: Man kann das Seil von Baum zu Baum zu einem Parcours spannen und mit geschlossenen Augen daran gehen. Meine Kinder bauen sich gerne eine Baumschaukel, seilen sich an einem Waldhang ab oder ziehen sich daran hoch. Mit dem Seil kann man Wege legen oder Äste zusammenknüpfen, um Hütten zu bauen, man kann Gegenstände auf Bäume ziehen oder runterlassen, dicke Baumstämme gemeinsam transportieren und, und, und. 
Auf dem Nachhauseweg, wenn alle schon ein bisschen müde sind, ist es hilfreich eine Seilschaft zu bilden, um all die müden Lütten nach Hause zu bringen…
Bitte: Wenn ihr ein Seil mit habt, dann muss ein Erwachsener das Spiel der Kinder im Auge behalten, damit kein Kind dabei verletzt wird!

Säge
Kinder sitzen gerne im Wald und sägen. Und ich finde, dass es eigentlich keinen besseren Ort dafür gibt. Sich einen Wanderstock, einen Stockbrot-Stock oder einen Säbel abzusägen, ist toll, und die Kinder lernen mit der Säge umzugehen und merken, ob ein Holz zu dick, zu hart oder schon morsch ist. Machmal ist ein Ast so dick, dass sich die Kinder abwechselnd an die Arbeit machen. Auch diese Erfahrungen sind wichtig für die Sinneswahrnehmung und die Gemeinschaftsbildung. Geeignet sind die Sägen der Taschenmesser, kleine Holzsägen, oder bei kleinen Kindern tut es auch eine Metallsäge. 
Wichtig: Nie an lebenden Ästen und auch nicht an Bäumen sägen.


Natur aus dem Buch / Naturführer
Der Wald ist voller Schätze. Pilze wachsen, Tiere krabbeln, man findet Nüsse, Beeren, hört die Vögel singen. Ein Paradies für unsere Sinne. Oft reicht es, zu hören, zu beobachten, zu spüren, zu riechen und zu tasten und es braucht keine Erklärungen dazu. Doch ab und zu gibt es Momente, in denen die Kinder das Naturbuch aus dem Rucksack kramen und gemeinsam darin blättern, um zu erfahren, welcher Vogel da sitzt und Konzert für uns macht, oder welches hübsche Blümchen neben dem Zwergenhäuschen hervorlugt.

Verbandszeug
Immer mit dabei:
– Pflaster
– Pinzette
– Zeckenlasso
– etwas zum desinfizieren
– ein Gel bei Verbrennungen
– Taschentücher
– Arnikasalbe
– ein Brieflein Zucker gegen Bienen- und Wespenstiche,
– Notfalldrops

Bitte kontrolliert euer Kind nach dem Besuch im Wald auf Zecken. 


Regeln
Ja, auch im Wald gibt es Regeln. Diese sind den Kindern schnell klar und helfen dabei, dass die Kinder ganz eintauchen können in ihren Wald.   
– Wir sammeln unseren Müll ein und nehmen ihn mit nach Hause. Nichts davon bleibt irgendwo im Wald liegen. 
– Wenn ich mit Kindergruppen in den Wald gehe, bin ich ganz streng, was das Naschen von Waldköstlichkeiten angeht. Schnell mal steckt sich wer was in den Mund, was ähnlich aussieht, wie das, was Mama erlaubt hat…. Ich möchte nicht, dass Kinder Beeren,  Blüten, Pflanzen und schon gar keine Pilze naschen. Wie ihr das in der Familie handhabt, ist natürlich euch überlassen.
– Wenn ihr euren Kinder im Wald freies Spiel gewährt, dann ist es wichtig, den Waldplatz zuerst auszukundschaften, um sicher zu sein, dass das Kind nicht in Gefahr gerät. Ist da eine Schlucht, eine steile Böschung oder ein Steinbruch in der Nähe? Gibt es einen Teich oder einen Fluss? Wenn ihr den Waldplatz ergründet habt, ist es wichtig, mit den Kindern auszumachen, wie weit sie alleine gehen dürfen. Bis zu dem umgefallenen Baum, bis zum Busch mit den Beeren, bis zur kleinen Tanne, bis zum Ameisenhaufen. Legt gemeinsam ein paar Eckpunkte fest, innerhalb dieser sich das Kind gefahrlos frei bewegen kann. 
Es lohnt sich, sich einen feinen Waldplatz auszusuchen und immer wieder an den Platz zurück zu kehren. So erleben die Kinder die Jahreszeiten, die Veränderung der Natur, und ihr könnt eure Jahreszeitenfeste, Waldweihnachten oder Nikolaus an eurem bekannten Ort feiern.
– Falls ihr Feuer im Wald macht (Achtung, nicht überall erlaubt!), gibt es dazu noch einiges zu beachten. Ich habe hier ausführlich darüber geschrieben. 

Es ist wichtig und notwendig, dass wir mit unseren Kindern hinausziehen, in den Wald, in die Natur. Mit Kindern diese grossartigen Welten zu entdecken, macht Freude, macht die Kinder zufrieden, lässt sie staunen und geniessen, ausprobieren, achtsam, mutig und ganz Kind sein. Der Wald ist Lehrmeister. Nirgendwo anders werden die Sinne der Kinder so vielfältig und lustvoll angesprochen wie im Wald. Erlaubt euren Kindern, sich in den Wald zu verlieben, denn das ist das schönste, was überhaupt passieren kann. 


Was wir lieben, behandeln wir mit Respekt. Wenn wir mit der Natur verbunden sind, tragen wir Sorge. Das Wertschätzen, Kümmern und Achtgeben nährt und wärmt die Kinderseele, in der so ein ganz kostbarer Schatz wachsen kann.

Ich wünsche euch von Herzen wunderbare Waldtage mit euren Liebsten, dass ihr staunen, entspannen, entdecken, erleben und eure Seele nähren könnt.

Habt’s fein und schön und wunderbar.
Alles Liebe, Sandra

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12 thoughts on “KINDERTAGE IM WALD // GEDANKEN UND TIPPS

  1. Liebe Sandra

    Gerade heute war ich mit den Kindern im Wald! Und WIE schön es doch wieder einmal war! Die neblige Morgenstimmung, die kühle wohlriechende Luft, die blasse Sonne, die Geräusche, die Lust sich in die Büsche zu schlagen! Und alles andere. Wunderbar und so einfach. Du hast alles ganz wunderbar beschrieben!! Herzlichste Waldgrüsse

    1. Liebe Carmela
      ja, gell, es ist auch für die Erwachsenen immer wieder eine Wohltat. Wie oft hatte ich keine Energie mehr und war sowas von geplättet. Und dann zog mit den Kindern in den Wald und da war alles gut. In der Waldluft liegt die (Super-) Kraft! Liebste Umarmung, vielen Dank für deine Worte und ja, ich wär heute gerne dabei gewesen…

  2. Hallo! Wir lieben den Wald auch so sehr! Dort waren wir am Sonntag auch. Obwohl unsere Kinder mit 2 x 7 und 8 Jahren jetzt schon ihre eigene Persönlichkeit entwickeln auch was Vorlieben für Ausflüge und gemeinsame Unternehmungen betrifft, sind wir uns beim Wald immer alle einig: Zusammen entspannen und Atem holen! Wir waren am Sonntag auch im Wald und ich würde unsere Waldideen gerne dazufügen http://mamirocks.com/spielen-im-wald-fuer-naturkinder/ liebe Grüße und freue mich dich gefunden zu haben! Verena

    1. Liebe Verena, was für ein Glück, noch eine Waldliebhaberin! Ich freue mich. Ich werde gleich zu dir rüber hüpfen und von euch lesen. Bin gespannt und danke dir ganz herzlich für deine Nachricht.
      Habts fein und schön und wir hören voneinander. Herzlich, Sandra

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