OSTERHASE MIT BURN-OUT // ODER WENIGER IST MEHR

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Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, kommt am grossen Verzicht, der Fastenzeit, nicht vorbei. Es wird gedetoxt, verzichtet und reduziert, gemeinsam oder ganz allein, aber immer mit der Community, die unterstützt, anspornt, bewundert und aber einem auch bei einem “Rückfall” gut zuredet.

Daumen hoch, I like trotzdem oder eben gerade deswegen!

Tatsächlich finde ich das Verzichten doch eigentlich einen sehr schönen Brauch. Seine Gewohnheiten zu überdenken, sich zu überlegen, wo man weniger nehmen und vielleicht mehr weglassen oder gar geben könnte, wäre ja auch über die Fastenzeit hinaus eine feine Sache. In der Realität und in den sozialen Medien sieht es jedoch an Ostern oft ganz anders aus: „Weniger ist mehr“ wird sehr schnell zu “mehr! mehr!”.
 

Ich erinnere mich an Ostern mit meinen Kindergartenkindern. Ich hatte grossartige Kinder, die scheinbar alles hatten, und doch fehlte es bei manchen so oft an allen Ecken und Enden.

In der Fülle war so viel stumpfe Leere. Wie ein zäher Brei legte sich die Masslosigkeit über die Gemüter, und mir schien es, als müssten einige der Prinzessinnen und Prinzen erst mal wieder wachgeküsst werden aus ihrem Konsumkoma.

Zusätzlich zu den herkömmlichen Osterleckereien brachte der Osterhase den Kinder doch tatsächlich Fahrräder, Longboards, das Designtipi für den Garten, plus das grosse Trampolin. DVDs, eine Gitarre und ein bisschen was von Playmobil… Die Liste könnte so fortgeführt werden.
Ja, jedem das Seine. Trotzdem hörten wir uns nach den Ostertagen staunend (und ich leicht konsterniert) an, wer was in seinem Nest vorfand, und da kam doch manchmal in der Gruppe die Frage auf: Wie macht er denn das eigentlich? Der Osterhase mit seinem Körbchen auf dem Rücken? 

 

Unter uns: Er würde zusammenbrechen unter dieser Last. Der Meister Lampe würde humpeln statt hoppeln, er hätte ruck zuck ein Burnout, würde er sich die Geschenklisten durchlesen. Und wo würde er diese Sachen überhaupt alle besorgen? Im Wald-Online-Shop, gleich gegenüber Foxy´s Drive-in? Hat er vielleicht ein Depot beim Weihnachtsmann? Geht er nachts im Spielwarengeschäft die Sachen holen? Haben manche Mamas etwa ein Jobsharing mit dem Osterhasen? Ich besorg das Rad und du versteckst es?

“Man kann die Welt nicht aufhalten, aber man muss auch nicht bei jedem Schass mitmachen.”

Das dachte ich mir und tat, was man tut, wenn man mit Kindern zusammen ist: Die Herzen und die Seele nähren, indem man viel und gerne lacht, von Herzen in Beziehung ist miteinander, und indem man raus geht in die Natur. Weil man dort lernt innezuhalten, zu beobachten, zu lauschen, zu spüren und zu staunen, ohne „haben-wollen”. Und ja, Geschichten. Kinder brauchen Geschichten. Das klingt etwas langweilig und unspektakulär und ich würde wahrlich nicht den ersten Platz in einem Animationsguide ergattern. Aber es ist tatsächlich so einfach.

Es ist nicht die Masse, die unsere Augen und Herzen strahlen lässt. Es ist die Zeit, die wir gemeinsam erleben, es sind die Geschichten, die uns in Verbindung bringen und anscheinend belanglose Dinge zu unvergesslichen Kostbarkeiten werden lassen. Wenn wir die Seele der Kinder berühren, braucht es keinen Kram, um sie glücklich zu machen.

Ich glaube, dass es das ist, was die Kinderherzen vor Glück nachhaltig höher schlagen lässt, ohne das Bedürfnis zu haben, gleich mehr und noch mehr haben zu müssen.

Ja, Frühling ist der Zeitpunkt für Detox und neue Fahrräder, Longboards, Rollschuhe und Puppenwagen. Aber ich finde, wir könnten den Osterhasen da raus lassen und ihn stattdessen ein bisschen entlasten. Er hat genug zu tun beim Eier färben und Schokohasen giessen, beim Moos suchen, Blumen pflücken, beim Im-Geheimen die Nester verstecken und beim Schnuppern im grünen Gras. Und was die Hasen im Frühling sonst noch so alles vorhaben…

Es wäre doch einfach zauberhaft, wenn wenigstens sein Job so bleibt, wie er schon vor hundert Jahren war.

 
Seid ihr auf der Suche nach etwas Feinem fürs Osternest? Anbei findet ihr ein paar Anregungen, kleine, liebe Sachen, die ihr einfach selber anfertigen oder die ihr auf einem Spaziergang in der Natur sammeln könnt. Vielleicht gefällt euch ja die eine oder andere Idee, ich würd mich sehr freuen.

– Natürlich Ostereier, selbst bemalt oder gefärbt sind sie köstlich und werden manchmal nicht mal aufgegessen, weil sie so schön sind!
– ein Schokohase im Nest
– ein selbstgemachtes Hasenbommelkettchen? (Eine Anleitung dazu gibt es hier)
– eine Osterhasen Geschichte (Osterbücher-Tipps findet ihr hier)
– ein selbstgefaltetes Origamihäschen (Anleitung hier)
– ein Paar Hasenohren, um gleich mit dem Osterhasen um die Wette zu hoppeln (Anleitung hier)
– ein Glücksstein aus dem Hasenwald
– eine Primel mit Wurzeln, die man im eigenen Gärtchen einpflanzen kann
– ein kleines Säckchen Blumensamen fürs Bienenglück im Sommer
– ein selbstgebackenes Osterbrötchen (Rezept hier)
– Hasenkekse
– ein Strickhäschen (Anleitung hier)
– ein Hosentaschen-Osterhasen (Anleitung hier)
– eine Feder für den Osterbaum

– ein Blumenkranz fürs Haar

Die wertvollsten Dinge kosten gar nichts.
 

Von Herzen wünsche ich euch wunderschöne Frühlingstage, vergnügte Ostervorbereitungen und zufriedene Momente voller Leichtigkeit.
Alles Liebe, Sandra

 

 

 

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einab // naturkinder // freutag
danke

10 thoughts on “OSTERHASE MIT BURN-OUT // ODER WENIGER IST MEHR

  1. Du sprichst mir aus dem Herzen. Aber gell, manchmal ist das noch sehr streng, all die Verwandten und Bekannten in diese Haltung einzuweihen…

    1. Jaaaa, das ist auch bei uns nicht einfach. Manchmal bringen wir einen Wunsch an: Ein Buch oder was Selbstgestricktes, dass wir es ein bisschen lenken können… aber tatsächlich kommt dann immer noch "ne Kleinigkeit" dazu… Haha, da müssen wir Mamas wohl durch und ab und zu mal ein Auge zudrücken. Und doch auch standhaft bleiben und immer wieder davon erzählen, dass es einfach viel schöner ist, wenn man nicht versinken muss in einer Flut von Dingen.
      Ich wünsche dir alles Liebe und Gute und ein wunderschönes Wochenende.
      Herzliche Grüsse, Sandra

  2. Liebe Sandra, danke für diesen Beitrag zu weniger ist oft mehr 🙂 Das ist in der Tat ein wichtiges Thema. Ich als Gotti sehe ja auch an jeder Ecke eine Verlockung für meine lieben Patenkinder, der ich noch so gerne nachgeben würde. Die Kauf-mich-sofort-Industrie macht das sehr clever und erfolgreich und anderen etwas zu schenken KANN ja gar nicht schlecht sein. Und dann findet frau sich wieder, im Überfluss der zum Überdruss werden kann. Das macht nicht glücklich. So werde ich wieder stärker darauf achten, was ich weglassen kann an "Material" und was ich dazu nehmen kann an "Erlebnis". Jetzt noch was ganz ganz Schlaues von mir: Da es keine Kliniken für ausgebrannte Hasen gibt, gilt es doppelt vorsichtig und sorgfältig mit der österlichen Schenk- und Ereignisflut umzugehen. Herzlich Carmela

    1. Liebe Carmela, ich weiss ja wie das ist…so viele schöne Sachen überall und es gibt immer irgend was, was grad super passen würde. Aber du weisst es ja selber: die Kinder werden nicht glücklicher. Kannst du dich an unser Feuer und die Osternestsuche im Wald vom letzten Jahr erinnern? Die Kinder reden jetzt noch davon, wie der Osterhase die Nester versteckt hat und wie Oliver auf den Baum geklettert ist, um das Seil wieder auszufädeln und wie wir mit dem Leiterwagen nach Hause gefahren sind… Das ist es, was ganz unvergesslich bleibt und die Kinder so reich macht. Ihr seid ganz tief in ihren Herzen!
      Liebi Umärmelig und bis glii.
      Sandra

  3. Danke für Deine wunderbaren Gedanken – sie sind so schön zu lesen, tun gut und helfen weiter, wenn im Familien- und Lebenstrubel manches ein wenig zu weit in den Hintergrund rutscht.
    Danke auch für Deine feinen Anleitungen. In Deine Bommelkettchen habe ich mich verschaut, da wird der Osterhase wohl zwei oder drei bringen müssen. Wir helfen ihm aber ein wenig dabei…!
    Mit liebem Gruß
    Regina

    1. Liebe Regina, danke für deine Nachricht. Ich freue mich sehr, wenn mein Geschriebenes ankommt und bewegt. Ich muss mich auch immer wieder an der Nase nehmen, denn das Angebot und die vielen Verlockungen sind eben schon sehr süss…
      Die Bommelkettchen sind so fein zum selber machen, gerade mit Kindern. Da ist der Osterhase sicher froh, wenn ihr ihn unterstützt. Bitte achte darauf, dass ihr, falls ihr die Kettchen für kleine Kinder fertigt, einen Sicherheitsverschluss an die Kettchen macht. Sicher ist sicher.
      Nun wünsche ich euch von Herzen einen wunderschönen Frühlingsbeginn (hier in Wien tanzen die Flocken…) und innige, fröhliche Ostertage.
      Alles Liebe, Sandra

  4. Jetzt wird miar klar, warum das Christkind mir schon seit Jahren den Lounge Chair von Eames nicht bringt: es ist zu schwach… 😉

    Wenn es nicht so traurig wäre, hätte ich an vielen Stellen in deinem Text gelacht… OK, ich hab gelacht. Aber es stimmt schon, es muss immer immer mehr werden. Ich halte das kaum aus: unser Nachbarkind hatte letztes Jahr einen Tobsuchtsanfall, weil es zum bekommenen I-Phone nicht die gewünschte Kamera dazu bekam… Sie ist 10!!!!!

    Gott sei Dank, sind unsere Kinder sehr bescheiden: die Tochter wünscht sich ganz kleine Schoko-Eier und der Sohn einen ganz dicken Stift, dass man ganz dicke Dinos malen kann… Ich denke das lässt sich machen und die obligaten Gummistiefel gibt es auch. Liebe Grüße aus dem wieder schneienden Tirol, Uli

  5. Du liebe Uli, das Christkind ist nicht zu schwach, es hat den Lounge Chair bei unseren Nachbarn abgeliefert. Mitsamt dem anderen Design-High-Tech-Must-Have-Kram… Mucki-Christkind!
    Habts ganz fein! Liebe Umarmung und einen wunderschönen Tag euch allen.
    Sandra


  6. Ein ganz wichtiger Blogpost und ich wünsche mir, dass ihn viele Eltern und Großeltern gelesen haben. Manche Kinder, bekommen zu Ostern gar kein richtiges natürliches Ei mehr und dafür viel mehr Schokolade, als sie essen können und auf jeden Fall mehr, als gesund für sie wäre. Als Mama muss ich aber sagen, dass man manchmal Dank lieber Bekannter kaum Möglichkeit hat, dem Einhalt zu bieten ohne ständig der Spaßverderber zu sein… Aber ich geb mir Mühe 🙂
    Viele liebe Grüße und dank dir fürs Mitmachen bei EiNaB!
    Marlene

    1. Danke, liebe Marlene, für deine Nachricht. Ostern ist vorbei und auch bei uns… Viel zu viel Schokolade! Wir werden Schokokuchen damit backen und unser Zuckergehalt im Blut so langsam wieder senken…
      Ich wünsche dir einen wunderschönen Frühling und sende liebste Grüsse aus Wien
      Sandra

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