EIN BOHNENZELT IM GARTEN // NATURBEWUSSTSEIN

…oder die schnellste Bohne der ganzen Welt

Zugegeben, ich gehörte nicht zu den allergeduldigsten Gärtnerinnen dieses Planeten. Mir ist recht, wenn dann schon schnell mal was passiert. Noch rechter finde ich es, wenn das, was passiert, ein bisschen unempfindlich daher kommt. Deshalb bin ich im Team Bohne, denn die ist wunderbar auf Zack.Wir haben im letzten Frühjahr, als sich der Winter so lange nicht verabschieden wollte, einen kleinen Indoorgarten angelegt. Für’s Frühlingsgefühl, sozusagen (ich habe hier darüber geschrieben). Da haben wir, unter anderem, ein paar Bohnen in die Erde gesteckt. Sämtliche Bohnen haben gekeimt, alle sind sie gewachsen, so schnell, dass wir irgendwann nicht mehr recht wussten, wohin mit den Guten.

Unsere Bohnen ziehen in den Garten um

Irgenwann waren unsere Setzlinge so gross, dass wir ihnen ein neues Zuhause suchen mussten. In unserem Gemeinschaftsgarten war noch ein Plätzchen Wiese frei. Ein schattiges, moosiges Schneckenparadies, aber frei. So wurden unsere Bohnenpflänzchen zum Tipi vereint.

Um euer eigenes Bohnenzelt anzubauen braucht ihr:
– einen geeigneten Tipiplatz, ca 2mx2m
– 5 lange Bambusstangen aus dem Baumarkt
– einen Handbohrer
– Schnur
– eine Schere
– Bohnen oder Erbsen

Bitte beachtet unbedingt: Bohnen sind roh giftig!!! Nur gekocht können sie gegessen werden. Falls ihr ein Zelt für ganz kleine Kinder anbauen wollt, könnt ihr stattdessen Erbsensetzlinge dazu verwenden.

Und so wird es gemacht:
– Wir haben unsere Bohnen erstmal Indoor keimen lassen. Sie lassen sich drinnen so gut beobachten, und ich wollte ganz sicher gehen, dass die Schnecken nicht schon die ersten Sprösslinge abknabbern…
– Bohrt mit dem Handbohrer in jede Babusstange (ca. 20cm vom schlanken Ende) ein Loch und verbindet dann die Stangen mit einer festen Schnur.
– Stellt das Bambusgerüst auf die Wiese und drückt die Stangen etwas in die Erde. Das ist wichtig, denn wenn das Gerüst keinen guten Stand hat, verrutscht und kippt es, wenn man die Schnüre für die Bohnen spannen will…

– Entscheidet euch, wo der Eingang des Tipis sein soll. Dieses Stück des Gerüstes bleibt nämlich “schnurfrei”.
– Umwickelt dann das Bambusgerüst mit der Schnur. Erst mal unten, ca. 10cm vom Boden entfernt: verbindet Stange um Stange horizontal mit der Schnur. Nur bis zum Eingang. Dort verknüpft ihr die Schnur und beginnt weiter oben wieder mit einer neuen Reihe. Und so weiter, wie ein Spinnennetz, bis ihr oben bei der Verbindung angekommen seid. Dort verknüpft ihr die Schnur. Spannt nun weitere Schnüre rund um das Tipi von oben nach unten, also vertikal. Das sind die Schnüre, an denen die Bohnen dann hinaufklettern werden.
– Wenn das Gerüst gut mit der Schnur umspannt ist, dann stetzt ihr eure Bohnensetzlinge rund um das Gerüst in regelmässigen Abständen in die Erde ein. Wässert, entschneckt ab und zu, wartet und staunt.

Wir haben alljährlich eine Schneckeninvasion in unserem Garten! So blieb mir nichts anderes übrig, als die unliebsamen Gäste immer wieder einzusammeln und in Nachbarsgarten zu transportieren wegzubringen… Wir haben dann als Abschreckung zerstossene Eierschalen um die Pflänzchen gegeben, aber irgendwie war das den Schnecken wurst. So wurde unser Zelt unten ein bisschen lichter, oben dafür wunderbar überwachsen.

Dieser Bohnntraum, der in unserem Garten wuchs, war nicht nur zum Spielen und Ausruhen fein. Ich fand einfach schon den Anblick dieses grünen Hauses eindrücklich und wunderschön.
Irgendwann war unser Bohnenzelt übersät mit roten, filigranen Blüten, als wollte es sich besonders schön und einladend machen. Nach dem Sommer haben wir unser Tipi geerntet (und davon nichts gegessen! Alles ordentlich zur Seite geschafft, um in der nächsten Saison wieder ein Bohnenzelt wachsen zu lassen!) und im Spätherbst dann, als alle Blätter welk waren, haben wir uns verabschiedet und die kläglichen Überreste auf den Kompost gegeben. Die Schnur war beinahe gänzlich verrottet und die Bambusstangen liegen im Fundus… Für unsere nächsten Pläne.

Zurück bleibt also nichts als schöne Erinnerungen an einen zauberhaften Sommer im Bohnenzelt.

Es ist ein Wunder, was geschieht, wenn man eine Bohne in die Erde gibt und sie wässert. Es ist ein Wunder, wie schnell und kraftvoll sie aufspringt und keimt, wie tiefe Wurzeln sie innert kürzester Zeit schlägt und wie geschwind sie hoch hinaus will. Diese Entstehungskraft zu beobachten, ist auch schon für kleine Kinder faszinierend und spannend. Es zeigt uns, wie grossartig und wunderschön die Natur und ihre Vorgänge sind, es führt uns direkt vor Augen, dass Pflanzen eindrückliche, komplexe und unglaublich wertvolle Wesen sind. Es ist wichtig, dass unsere Kinder ganz viele solcher Erlebnisse geschenkt bekommen. Um ihre Seele zu nähren und zu stärken und das Wunder um uns herum zu erkennen und zu lieben.

Habts fein und schön und wunderbar.
Alles Liebe
Sandra

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lieben Dank

8 thoughts on “EIN BOHNENZELT IM GARTEN // NATURBEWUSSTSEIN

  1. Herrliche Fotos, liebe Sandra! Beim Anschauen bekommt man glatt Lust, sich dazuzusetzen und in diese zauberhafte Gartenstimmung einzutauchen.
    Danke Dir für diese wunderbare Idee!
    Mit herzlichem Gruß
    Regina

    1. Liebe Regina, ich danke dir von Herzen für deine liebe Nachricht. Du hast es so schön gesagt und es stimmt wirklich, dass unser Bohnenzelt unseren kleinen Garten verzaubert hat.
      Alles Liebe und herzliche Grüsse
      Sandra

    1. Liebe Kathrin
      Ich habe mit dem Setzholz so tiefe Löcher gemacht, dass die Bohnensetzlinge gut hineingepasst haben. Ich habe aber die Erde nicht gelockert. Das hat gut funktioniert, in unserm Garten mit dem steinharten Boden…
      Wünsche euch viel Erfolg und wenige Schnecken…
      Alles Liebe, Sandra

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