WACKEL, WACKEL, WACKELZAHN

 

Milchzähne wachsen und fallen auch wieder aus. Hey, das ist kein Zauber und auch kein Trick mit doppeltem Boden. Es ist, wie’s ist. Wenn eines meiner Kindergartenkinder einen Zahn verloren hatte, wurde voller Freude ein Tänzchen gemacht, es wurde gratuliert, der Zahn rumgezeigt, stolz die Lücke betrachtet und dann das Zähnchen in ein – mit Märchenwolle ausstaffiertes – Schatzkästchen gelegt und gut behütet.

Als mein Grosser an diesem Abend in ein Stück Parmesan biss, dabei seine Augen aufriss und seinen Finger ungläubig in den vollen Mund steckte, glaubte ich zu wissen, was geschehen war. Na ja, bei einem fast sechsjährigen Jungen, der im Sommer in die erste Klasse geht… Und all die Vorzeichen, die so ein Zahnwechsel mit sich bringt waren ja auch nicht übersehbar
“Mein Fahn faggelt! If haf n Waffelfahn!!!!” schreit er voller Freude, er hüpft vom Stuhl und rennt und springt und lacht und stampft und jubelt und wackelt an einem Fort an seinem Zahn. ENDLICH! Er hat so lange darauf gewartet und die Zähne ständig kontrolliert, ob sich da was bewegen lässt. Zwar hatte er schon ein paar Mal das Gefühl, dass etwas lose ist, aber da hat wohl der grosse Wunsch die Sinne ein bisschen an der Nase herum geführt.
Wir alle durften der Reihe nach am Zahn wackeln und mussten bestätigen, dass er sich zweifelsohne hin und her bewegen lässt. Wir haben sogar mit der Lupe schauen müssen, um ganz sicher zu gehen. Dann wurden aufgeregt Grosseltern und Patentante informiert, die sich allesamt mitfreuten und natürlich gleich die gruseligsten Wackelzahn-Ausreissgeschichten zum Besten gaben (diese erspare ich euch!).
Tja, da war er also, der erste Wackelzahn im Mund meines jubelnden Kindes… Und ich? Es ist, wie’s ist? Vielleicht ein bisschen später. Bitte. Natürlich freute ich mich für ihn und gleichzeitig spürte ich, wie mein Herz schwer und meine Augen wässrig wurden. Es war doch eben erst gestern, als ich mein Baby auf meinem Schoss liebkoste und dieses kleine weisse Zahnspitzchen in seinem Unterkieferchen entdeckte. Das erste Zähnchen. Ich war gerührt, hab ein bisschen geweint, mich gefreut und dann habe ich’s allen erzählt. Wieder hatte etwas Neues seinen Anfang gefunden. Nun wird dieses Zähnchen bald ausfallen. Altes geht, Neues kommt. Abermals ein Schritt in einen Neubeginn. Und obschon alles im Fluss, voller Lebendigkeit und Schönheit ist, würde ich mir doch dann und wann wünschen: Kann ma bitte jemand die Welt anhalten, ich möchte kurz aussteigen und noch ein bisschen verweilen…Ein tolles Buch zum Thema ist: “Wackeln die Zähne – wackelt die Seele: Der Zahnwechsel. Ein Handbuch für Eltern und Erziehende” von Monika Kiel-Hinrichsen und Renate Kviske

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