STEINSUPPE / BÜCHER SIND LEBENSMITTEL

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Wo Menschen sich begegnen, wird geredet und ausgetauscht. Wo Menschen sich begegnen und gemeinsam Feuer machen, wird gleich gewerkelt, ausprobiert, in die Glut gepustet, den Flammen zugesehen, gefachsimpelt und sich aufgewärmt. Wo Menschen sich um ein Feuer begegnen und Geschichten hören, entsteht eine Gemeinschaft. Weil alle einer Stimme lauschen, weil man sich von den Worten wegtragen lässt, in eine andere Welt. Weil zusammen gestaunt, gebangt und gelacht wird.

Wenn nach einer Geschichte gemeinsam vom Feuer in einem grossen Topf gekocht und zusammen gegessen wird, entsteht Wärme im Bauch und überall, Glück und Freude und vielleicht ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt, für immer.
Es ist Nacht.
Es herrscht Winter.
Ein alter Wolf nähert sich dem Dorf der Tiere.

So beginnt die Geschichte der Steinsuppe,  aus dem gleichnamigen Bilderbuch von Anais Vaugelade (Moritz Verlag).

Der Wolf ist hungrig. Er trägt einen Sack mit einem schweren Stein auf seinem Rücken. Er klopft bei der Henne, denn er will auf ihrem Feuer eine Steinsuppe kochen. Die Henne erschrickt, öffnet aber die Türe, weil sie neugierig ist und weiss, dass der Wolf nur noch einen Zahn hat. Steinsuppe. Wasser und Stein in den Topf und dann übers Feuer. Die Henne ist skeptisch und fragt: “Ist das alles? Also ich tu ja in meine Suppen immer ein bisschen Sellerie.” Und der Wolf meint: “Das kann man, das gibt einen gewissen Geschmack.”
Und so kochen die zwei, bis weitere Tiere an die Türe klopfen und eines nach dem anderen noch was dazugibt in die Suppe, für den gewissen Geschmack. Schlussendlich sitzen alle, essen, reden, bis der Wolf den Stein aus der Suppe nimmt “ah, noch nicht ganz durch” und diesen wieder in seinen Sack packt. Für das nächste Abendessen.
Eine zauberhafte Geschichte über das Zusammenkommen, das Teilen und gemeinsame Essen, das Überwinden von Ängsten und Verwerfen von Vorurteilen, die Lust, was Gemeinsames zu schaffen und die Bereitschaft, Zeit miteinander zu verbringen. Sie war für mich der Anlass, eine Steinsuppe vom Feuer in unserem Garten zu kochen. Zusammen mit Nachbarn und Freunden. Und alle sind gekommen und haben von Herzen mitgetan.
Zuerst habe ich den Kindern und grossen Menschen die Geschichte vorgelesen, dann haben wir gemeinsam gekocht. Wir hatten Feuer, einen grossen Topf mit Wasser, einen Stein von den Alpen und jeder hat etwas geschnippeltes Gemüse mitgebracht. Für den Geschmack.
Und nach einer Stunde wurde eine Suppe gegessen, die war so fein und herzhaft und reich, dass wir heute noch davon träumen. Bis es dunkel wurde standen wir ums Feuer, redeten, tranken, assen. Die Kinder spielten, lachten, warfen ab und zu wieder ein Stock ins Feuer. 

Manchmal reicht ein Feuer, ein Topf, ein paar Karotten und eine Geschichte, damit Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas Schönes erleben.

Übrigens: Der Stein aus unserer Suppe war noch nicht ganz durch. Was für ein Glück, so können wir noch einmal Steinsuppe damit kochen.

 

Bitte nachmachen, teilen und weitererzählen, denn gute Dinge machen das Leben noch viel feiner.
Alles Liebe
Sandra

 

In unserem Topf sind übrigens Zwiebeln, Sellerie, Broccoli, Süsskartoffeln, Karotten, Zucchini, Rosmarin, ein Lorbeerblatt, Fenchel, rote Rüben und Kürbis zusammengekommen. Ich sags euch; das alles und noch eine Prise Feuer… so, so LEIWAND.

Ein anderes Bilderbuch der Steinsuppe “Stone Soup” von Jon j. Muth ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Die Geschichte ist die selbe. Drei Mönche kommen in ein chinesisches Dorf, in dem niemand miteinander spricht. Dann kochen sie Steinsuppe, den Rest könnt ihr euch denken. Ein traumhaft illustriertes Bilderbuch.

 

Verlinkt mit naturkinder
Danke.

 

10 thoughts on “STEINSUPPE / BÜCHER SIND LEBENSMITTEL

  1. Liebe Sandra. Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich deine Beiträge mag? So herzerwärmend, ohne zu eso und belehrend zu sein – sehr sehr toll.

    Und mit dem "wienerischen" haut es ja auch schon ganz gut hin 😉 glg und bitte mehr 😉 Uli

    1. Liebe Ulli, dein Kompliment hat mir jetzt grad gut getan, im Herzen und runter, bis in die kleine Zeh. Vielen herzlichen Dank dafür, ich freue mich sehr.
      Aber weisst du, dass mit dem leiwand war ja bissl geprahlt… ich schnapp ab und zu ein tolles Wort auf und lass es dann so einfliessen, so nonchalant, weisst… Meist versteh ich aber nur Bahnhof…
      Sei lieb gegrüsst und hab ein feines Wochenende
      Alles Liebe, Sandra

    2. ahahaha, ich kenn das – ich hör ja recht schlecht – eigentlich kann ich keine hohen Töne hören und verstehe deswegen schlecht – dann geb ich auch manchmal abstruse Antworten 😉

      BTW: du hast ja mal von einem Freund deines Sohnes geschrieben, der dich mit "Fuck" beeindrucken wollte… ich glaube dein Sohnemann hatte schon recht, weil FACK oder FACKL ist in Österreich das Schwein bzw. Schweindl. Wird aber auch abwertend verwendet.

  2. Wunderschöne Anregung ! Vielen Dank dafür ! Aber was bedeutet „Leiwand“ ??��
    Ahnungslose Grüße aus dem Saarland,Yvonne ��

    1. Liebe Yvonne. Ich leben nun seit etwas mehr als drei Jahren in Wien und kenne das Wort "leiwand" auch noch nicht so lange. Aber irgendwie hat es was, denn sonst hätte ich es mir wohl nicht merken können. "Leiwand" heisst hier in Österreich: super, toll. "Des is ur leiwand" bedeutet: noch mehr superer!
      Neben einigen Helvetismen, die sich in meine Beiträge schleichen, versuche ich ab und zu, ganz lässig, ein paar Brocken Österreichisch einfliessen zu lassen. Für die Vielfalt. Denn des is leiwand.
      Allerliebste Grüße ins Saarland und hab ein feines Wochenende.
      Herzlich, Sandra

  3. Danke für Deine Reihe Bücher sind Lebensmittel.
    Der Abend muss sehr schön gewesen sein, wenn schon das Lesen so viel Freude macht und ein wenig Wohligkeit in den Bauch zaubert. Ich würde so ein kleines Feuer gerne einmal ausprobieren, allein es scheitert ein wenig am Anpacken, am Trauen neben oder besser nach dem vielen Gewusel tagsüber. Aber nachdem Du immer wieder so herrlich darüber schreibst, wird es bei uns auch einmal gemacht, ganz sicher.
    Danke für Deine schönen Worte,
    mit liebem Gruß
    Regina

    1. Liebe Regina, ich danke DIR für deine schönen Worte. Ich verstehe sehr gut, dass es im Alltag schwierig ist, zwischendurch noch schnell ein Feuerchen zu machen, zumal ein Feuer einfach auch viel Zeit braucht. Wir haben unsere Suppe am Sonntag Nachmittag gekocht. Um 15 Uhr Feuer gemacht, dann die Geschichte erzählt, danach die Suppe aufgesetzt und um 16 Uhr gegessen. Dabei hatte ich Hilfe von meinem Mann und auch die Nachbarn haben ab und zu aufs Feuer geschaut oder mal Holz nachgelegt. Schau, dass du nicht alleine bist mit den Kindern, sodass sicher immer jemand am Feuer sein kann und die andere/n Person/en auf die Kinder schauen können. Habt ihr erstmal eine Feuerstelle eingerichtet und euch so ein bisschen auf das Feuermachen eingestellt, ist es gar keine Sache mehr. Du darfst dich ruhig trauen, es wird ganz bestimmt wunderschön!
      Hast du gesehen, dass ich einen Post zum Feuer geschrieben habe? Vielleicht findest du da noch den einen oder anderen hilfreichen Tipp (https://lieblingsbande.blogspot.co.at/2017/06/feuer-machen-mit-kindern.html#more).
      Von Herzen wünsche ich dir eine wunderschöne Zeit und freue mich, wenn ich dich inspirieren durfte.
      Alles, alles Liebe, Sandra

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