KRÖTEN FÜR DIE KINDER // TASCHENGELD

Es war ein lauer Wiener Sommerabend, als wir, ein paar Muttis und ich, uns auf Drinks, lecker Häppchen und ausgelassene Plaudereien trafen.
Irgendwann kam das Thema Taschengeld auf den reichlich gedeckten Kneipentisch, und man erzählte, für was die Kinder gerne Geld ausgeben, auf was sie sparen, in welcher Form das Taschengeld ausgehändigt wird und ob die Lütten jeweils in bar oder lieber gleich mit Karte bezahlen.

Ohne Moos nix los.
Taschengeld! Jesses, das hatte ich verdrängt, denn Kinder und Geld, hach, das fand ich eine irgendwie so unsympathische Kombi. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Kinder vergleichen, wer mehr hat, wer was bekommt und wer was kauft. Ich sehe tonnenweise Naschis im Umlauf, selbstgekauften Plastikkram und sinnlose Dinge, die man nur anschafft, weil xy die auch hat… 
Geld klaut doch diese wunderbare kindliche Unbeschwertheit, dachte ich. Meine Strategie also: Zahltag so lange wie irgendwie möglich rauszögern.

Im Laufe des Abends aber begann es auch mir zu dämmern, dass Taschengeld vielleicht sogar seine Berechtigung haben kann und dass es ein erster Schritt ist, um zu lernen, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.

Es kam wie so oft: Kaum hatte ich nach diesem Abend meine Gedanken revidiert, aussortiert und neu geordnet, kam der Grosse auf mich zu und fragte: “Du Mama, könnte ich eigentlich auch Taschengeld bekommen?” 

Zahltag

Wir sprachen über Wünsche, darüber, woher das Geld kommt und wohin es geht, wenn man es ausgibt. Wir redeten darüber, ob es wichtig ist, Geld zu besitzen, übers Teilen, Sparen und auch, welchen Stellenwert Geld in unserem Familienalltag einnimmt.
Von da an war der Sonntagabend Zahltag.

Um daraus einen besonderen Moment zu machen, steckte ich das Taschengeld meines Kindes in eine Nussschale und stellte diese dann jeweils an seinen Essensplatz. Die Freude war gross, es wurde nachgezählt, durchgezählt, gerechnet, manchmal mit der kleinen Schwester geteilt, alles fein ins Börserl gelegt und dann, bis zum nächsten Zahltag, vergessen.
So ging das ein paar Wochen, bis das Projekt Taschengeld ein bisschen versandete (Ich hatte es, unabsichtlich, einfach vergessen… er auch…)

Die Kinder werden grösser, Wünsche und Bedürfnisse verändern sich, und nun ist es wieder ganz aktuell, das Thema Taschengeld.
Jetzt ist wieder der Sonntag Zahltag. Der Betrag ist bissl höher als beim ersten Versuch, denn das Kind ist ja auch schon wieder älter, die Freude jedoch nicht minder.

Es ist ganz schön gut zu erleben, dass die Kinder so achtsam mit ihrem Ersparten umgehen, nicht müde werden, immer wieder abzuschätzen, zu rechnen, zu diskutieren und wohl überlegt einzuteilen. Es ist schön zu sehen, dass sie manchmal verzichten, sich hin und wieder aber freudig und stolz etwas leisten.
Die selbstgekauften Sachen werden meist zu ganz besonderen Schätzen!

11 Gedanken rund um das “Sackgeld”:

– Online findet ihr jede Menge Empfehlungen, wie viel Taschengeld ein Kind je nach Alter bekommen sollte. Das sind gute Anhaltspunkte, die, je nach Familienbudget und Gutdünken, angepasst werden können.

– Uns war es wichtig, dem Kind erst dann Taschengeld auszuhändigen, wenn es rechnen kann und beispielsweise auch weiss, wieviel Geld es rausbekommen muss, wenn es etwas selber bezahlt. Es ist etwas anderes, ob sich das Kind mit Mamas Geld ein Eis kaufen geht oder eigenständig mit seinem Geld loszieht.

–  Mit Kindern über Geld zu sprechen, ist wichtig. Ein Kind, das Taschengeld bekommt, darf auch wissen, dass man nicht einfach die Karte in den Bankomaten schieben kann und dann kommen da ein paar Scheinchen raus. Eine Ahnung zu haben, woher das Geld kommt und wohin das Geld geht, ist unerlässlich. Auch zu besprechen, welchen Stellenwert Geld im eigenen Familienleben einnimmt, finde ich bedeutend.

– In alltäglichen Situationen können die Kinder wunderbar erleben, wie wir selber mit dem Geld hantieren. Zum Beispiel, wenn wir einen Einkaufszettel schreiben und überlegen, was wir tatsächlich alles brauchen. So wird dem Kind klar, dass wir beim Einkaufen nicht wahllos Dinge in den Einkaufskorb legen, sondern eben das, was benötigt wird. 

– Wünsche sind wunderbar, wer weiss das besser als unsere Kinder. Es ist gut, wenn ein Kind erfahren darf, dass auch Erwachsene manchmal lange warten und Geduld haben müssen, um sich einen materiellen Wunsch zu erfüllen. Und auch, dass es Dinge gibt, von denen unser Herz einfach träumend satt werden muss. Mit den Kindern darüber zu philosophieren, ist so spannend. 

– “Mama, was heisst eigentlich pleite sein?”
Weg ist weg, auch das lernt das Kind auf dem Weg des Verwaltens der eigenen Ersparnisse. Superwichtig finde ich dabei, dass man dem Kind erklärt, dass man nur das Geld ausgeben kann, was man tatsächlich hat, und man sich kein Geld leihen soll, um einen Wunsch zu erfüllen, der noch in der Ferne liegt. 

– Ich bin (altmodisch) für Cash! Solange die Kinder noch klein sind, finde ich, sollten sie bar ausbezahlt werden. Ich weiss, dass einige extra ein Taschengeld-Konto für ihr Kind einrichten, das Geld aufs Konto überweisen und das Kind so mit der Karte einkaufen kann. Aber ehrlich, das allerschönste ist doch, aufm Weg zum Kiosk die Münzen im Börserl klimpern zu hören, an der Kasse stolz die “Batzen” der Kassiererin/dem Kassierer zu überreichen und im Stillen immer mal wieder die Schätze zu ordnen und zu zählen. Und dabei auch direkt vor Augen zu haben, wieviel noch übrig ist.

– Ausgaben gemeinsam zu besprechen ist gut, machmal diskutieren wir über Anschaffungen, deren Preise und deren Wert. Manchmal sind wir so überhaupt nicht gleicher Meinung, aber das ist in Ordnung. Das Kind entscheidet schliesslich und kauft mit seinem Geld, was immer es will!

– Das Taschengeld zahlen wir einmal die Woche (meist…) unaufgefordert aus. Das ist für unser Kind übersichtlicher und passt besser, als einen grossen Betrag pro Monat in die Spardose zu geben. Das ist natürlich typ- und altersabhängig. 

– Das Aushändigen des Taschengeldes ist nicht an Bedingungen geknüpft!
Ein unaufgeräumtes Zimmer, das vergessene, schimmelnde Badezeug in der Sporttasche und auch die unerledigten Hausübungen erfordern also eine andere Strategie…

–  Sich als Familie immer wieder zu hinterfragen, was wir tatsächlich brauchen und was für unseren Alltag notwendig ist, regt zum Diskutieren und Nachdenken an. Auch Gespräche über Nachhaltigkeit, fairen Handel und Qualität sind unerlässlich und nehmen das Kind mit auf eine Reise, in der ehrliche und kritische Gedanken über Ausgaben, Konsumverhalten und die Welt nie fertig gedacht sind.

Im nächsten Post, ich ziehe euch gleich mal den Speck durch den Mund, gibt es unsere Variante des viergeteilten Sparschweines als DIY. Ihr könnt gespannt sein.

Von Herzen wünsche ich euch einen abwechslungsreichen April, April… Und dass es aber doch bald sehr schnell bissl wärmer wird.

Habt es fein und schön und wunderbar.
Alles Liebe, Sandra

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2 thoughts on “KRÖTEN FÜR DIE KINDER // TASCHENGELD

  1. Liebe Sandra, das sind wirklich mal schöne und ganz andere Gedanken rund um das liebe Taschengeld. ICh versuche mir da auch noch ein paar Dinge rauszuziehen. Meine großen Mädels haben jeweils ab der 2. Klasse Taschengeld bekommen, zuerst 50 Cent pro Woche, dann mit jedem Schuljahr 50 Cent mehr. Die Große (fast 14) bekommt es mittlerweile aufs Konto, denn das ist sicherer für sie, wir sind nämlich fürchterliche Vergesser, wofür ich mich auch wahrlich schäme. Allerdings vergessen es die Kinder selbst auch immer, uns fehlt bisher irgendwie das richtige Ritual dafür. So geht die Drittklässlerin quasi leer aus, denn ihr mittlerweile einer Euro wechselt einfach nie die Geldbörse. Sie bekommt dann so mal was, aber schön ist es eigentlich zu sehen, wie sie sich ganz ab und zu mal voll Stolz was vom eigenen TG kauft. neulich ist sie ganz alleine in den Zeitschriftenladen gegangen, um zu fragen, ob das neue Disney Taschenbuch schon da ist. War es nicht, aber sie stolz wie Bolle. 😉
    Ich finde aber vor allem auch deine viel umfassenderen Gesichtspunkte zum Thema Geld sehr inspirierend. Die Große beschäftigt sich natürlich damit, die Mittlere noch nicht so wirklich. Holen wir nach. Danke Dir! Und ja, ich bin gespannt aufs Sparschwein!! 🙂
    Lieber Gruß und schönes Wochenende, Dörte

    1. Liebe Dörte
      Vielen herzlichen Dank für deine Nachricht. So schön, dass ich dich inspirieren durfte, ich freue mich sehr darüber… und gut zu hören, dass ich nicht die einzige bin, die das Taschengeld manchmal vergisst. Bei uns denkt meistens die Kleine daran und erinnert uns an den Zahltag, obwohl sie selber noch gar kein Taschengeld bekommt: )
      Wir nehmen uns immer Sonntags einen Moment Zeit, in dem wir die neue Woche besprechen und darüber reden, wer, wann, was los hat. Dann ist eigentlich auch ein guter und stimmiger Zeitpunkt für die Geldübergabe. Ich finde es immer noch sehr schön, das Geld an den Essens-Platz zu legen… wenn ich dann daran denke.
      Ich wünsche euch wundervolle Frühlingstage (ich warte auf Regen, hier ist alles so trocken…).
      Bis bald.
      Alles Liebe, Sandra

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