Als mein Sohn ein Baby war, war er abends oft ulidig. Am liebsten wolle er getragen werden, und wenn ich dabei sang, war die Welt in Ordnung, er wurde ganz ruhig und war ganz bei sich. So legte ich Kilometer um Kilometer in der Berliner Wohnung zurück, mein Baby am Herzen tragend und singend. Und nicht nur ihm, auch mir hat es gut getan zu singen, denn meine Gesangsmeditation hat mich gelehrt, zu atmen, mich zu beatmen, Sauerstoff und somit Kraft zu tanken statt vor Müdigkeit zusammenzubrechen.
Ein Lied ist wie ein warmer Frühlingwind, der einem durch den Tag tanzen lässt, obwohl man eigentlich beschlossen hat, kommatös müde zu sein.
Lieder sind eine Form gesungener Sprache. Wenn wir Lieder singen, dann geschieht dies sehr viel langsamer, als wenn wir sprechen, auch weil wir das Tempo eines Liedes dem Kind anpassen. Wir bewegen den Mund mehr und betonen die einzelnen Silben stärker. Singen ist eine lusvtolle Art, die Sprachentwickling zu unterstützen.
Singen in den Alltag integrieren
Ich bin mir sicher, dass viele von euch singen, wenn ihr eure Kinder zu Bett bringt. Mit einem Lied den Tag abzuschliessen ist wohl die beruhigendste, innigste und allerschönste Art, ein Kind in die Nacht zu begleiten.
Aber nicht nur abends, auch durch den ganzen Tag kann euch das Singen unterstützen.
– Die Kinder mit einem Lied aufwecken
Es ist schön, den Tag mit einem Lied abzuschliessen, aber es ist auch wunderschön, den Tag mit einem Lied zu beginnen. Guckt mal, wie es sich für eure Kinder anfühlt, wenn ihr sie morgens mit einem leisen Lied aufweckt.
– Zähneputzen
Ja, das ist manchmal so eine Sache… eine üble Sache, weil Zähneputzen ist blöd. Aber (bei uns zu Hause) muss sein. Es gibt zahlreiche Zahnputzlieder, die ihr beim Zähneputzen singen könnt. Meine Kinder lieben Quatschlieder am allerliebsten. Wie ein Löwe eine Oper singt? Ha, nichts leichter als das und schwuppdiwupp ist die obere Zahnreihe schon geputzt… Es klappt auch bei uns nicht immer, aber ab und zu.
– Vor dem Essen ein Lied singen
Das “Sich-an-den-Händen-halten” und zusammen ein Lied vor dem gemeinsamen Essen singen, ist nicht jedermanns Sache (haha, ich seh meinen Schwager vor mir, grosse Augen, als er uns an den Händen halten soll und denkt: Oh Scheisse, in welche Sekte bin ich hier geraten…). Aber ein kurzes Lied oder auch ein Spruch vor dem Essen hat was Verbindendes und zeigt klar an, wann das Schmausen beginnt.
– Aufräumen…
Ohjehmine, das Aufräumen, eine leidige Sache, die den Kindern manchmal echt schwer fällt. Aber auch dabei gilt: Das gemeinsame Singen währenddem gibt Halt und lässt die Kinder leichter dabei bleiben. Es lenkt ab von dieser “Tortur” und macht das Ganze einfach lustiger.
Nutzt die Kraft eurer Stimme, um euer Tun zu unterstützen.
– Sich Anziehen
Auch so ne Sache, vor allem im Winter, mit den tausend Schichten. Wie wäre es, das Anziehen mit dem Hampelmannlied zu untermalen? Ist einen Versuch wert. Vor allem, wenn man daraus auch wieder ein Quatschlied macht. Immer lustig bleiben!
– Singend auf den Weg gehen
Nörgelig auf dem Sonntagsspaziergang? Oder schon bissl müde vom Wandern? Ein Lied hilft, denn gemeinsames Singen verleiht Bärenkräfte.
– Stimmung am Nullpunkt
Ich weiss, gerade dann ist es schwierig zu singen. Aber auch ein gesungener Katzenjammer ist Gesang, und wenn man dann noch heult wie ein Wolf bei Vollmond oder singt wie der Esel von den Stadtmusikanten, dann kann der Kummer vielleicht ein bisschen weichen. Wenn selbsterfundene Quatschlieder und umgetextete Kinderklassiker gesungen werden, dann wird gelacht und es wächst Glück. Einfach so, mit nichts als einem Lied.
– Gute Nacht
Ohne Gute-Nacht-Lied gehts nicht. Wie soll ein Kind in die Nacht gehen, wenn wir nicht noch singen? Unmöglich.
Bei manchen Völkern wird der Reichtum eines Menschen daran bemessen, wieviele Lieder er im Herzen trägt.
(unbekannter Autor)
Wenn Kinder singen, verzaubern sie die Welt, und ich behaupte, dass jeder Erwachsene gesungen hat, als Kind. Viele tun das noch immer, aber leider gibt es auch jene, denen irgendwann mal gesagt wurde, dass sie nicht singen können. Und deshalb lassen sie es lieber sein. Schade, man sollte wirklich nicht alles glauben, was so dahergeredet wird. Denn, ganz egal, ob man singt wie eine Nachtigall, oder ob man das Gefühl hat, eher im Team Krähe zu trällern, lasst euch bloss nichts einreden. Singen ist wie Tanzen oder Träumen, man kann es einfach. Schlussendlich, so glaube ich, kommt es, wie so oft im Leben, auf das Gefühl an, welches ihr durch euren Gesang transportiert. Ich bin mir sicher, wenn ihr für eure Kinder singt, werden sie selig, glücklich und verzaubert, weil ein Lied die Gabe hat, einem einzulullen, wie eine warme Decke während einer kalten Winternacht.
Ich wünsche euch alles Liebe, immer wieder ein fröhliches Lied auf den Lippen und ein feines Wochenende.
Sandra