VOM EINFACHEN DAS GUTE // WENN KINDER ADVENTWERKEN – LOSLASSEN UND SICH FREUEN

Unsere Kleine ist seit einer Ewigkeit in Weihnachtsstimmung. Der Wunschzettel steht schon lange, ist aber noch nicht ganz fix; es hat eh noch Platz, sodass spontan immer mal noch was dazukommen kann. Die vielen Weihnachtsprospekte mit den tollsten Spielsachen aber sind seit Wochen zerlesen, zerfleddert und durchstudiert. Wir haben auch schon Kekse gebacken und Weihnachtslieder gesungen. Das nur so nebenbei…

Nun wurde also letzte Woche die Weihnachtswerkstatt eingeläutet, die Kleine ist mit einer Pappschachtel im Atelier gestanden und hat eingesammelt, was das Vorweihnachtsherz begehrt: Buntes Papier, leuchtende Wasserfarben, Glitzerstaub, goldene Glöckchen, pastellene Pompons, Silberpapier, Goldsterne…

Ich mag es sehr, wenn die Kinder geschäftig und kreativ sind, es gibt für mich nichts Besseres, als Werkstatt zu haben. Und dennoch ertappe ich mich ab und zu dabei, wie ich leicht unentspannt zum Werktisch schiele und dabei schon ans Saubermachen und an den elenden Glitzerstaub denke, der bis Ostern überall klebt (und mit überall meine ich, im Bart meines Liebsten, im Katzennapf, unterm Teppich und manchmal auch so neckisch an meiner Oberlippe). 

Ich ertappe mich dabei, wie ich auf den Kleber starre, aus dessen Tube es tropft, und auf das Goldpapier, aus dem mittendrin ein kleiner Stern ausgeschnitten wurde.
Ich könnte hingehen und das alles in Ordnung bringen, mein Kind anleiten und so das kreative Chaos etwas in Schach halten. Oder aber ich könnte mich zurücklehnen, einen neuen Blogpost schreiben, einen Kaffee trinken und mich darüber freuen, dass wir so unglaublich wunderbare Kinder haben, voller Tatendrang und sprudelnder Phantasie.

Kreativität braucht Raum, Zeit und Ruhe. Ich glaube, dass sich die Gestaltungskraft nur dann ganz zeigen kann, wenn man, ganz bei sich, aus dem Vollen schöpfen darf, ohne jemanden im Nacken zu haben, der ständig Kleber von der Tischplatte kratzt, schon mal die Papierschnipsel aufsammelt und mit rollenden Augen ständig die Deckel der Glitzerstaub-Döschen wieder schliesst.
Ein kreativer Prozess darf lebendig und chaotisch sein, es darf die Ordnung vergessen gehen, weil der Fokus nur auf dem Erschaffen liegt, und ich finde, dass man auch ein Recht darauf hat, dabei ungestört sein zu dürfen. So kann es passieren, dass aus einer Schaffensphase wunderbare Dinge entstehen. Wenn dabei das Herz aufgeht, fällt halt hin und wieder eine Paillette auf den Fussboden.
Zu gestalten und dabei alles rundum zu vergessen ist kostbar, wärmend und so heilsam.    

Wenn ihr mit euren Kindern zusammen werkelt, dann bekommen sie sehr schön mit, wie ihr arbeitet, wie ihr mit euren Materialien und Werkzeugen umgeht. Sie beobachten, wie ihr bei der Sache seid und euren Impulsen folgt, wie ihr den Kleber mit den Fingerspitzen verteilt, die Farbe aufs Papier legt, wie ihr überlegt, abwägt, euch freut oder ärgert. Sie sehen aber auch, wie ihr die Pinsel nach dem Malen auswascht, und dass der Glitzerstaubberg, der nicht am Kleber haften bleibt, wieder ins Döschen geschüttet werden kann. Das Kind spürt eure Begeisterung, eure Sorgfalt und darf erleben, wie wichtig kreative Prozesse sind. 

Uns hilft es, dass die Kinder ihre Malunterlage, die Malschürze, einen einfachen Wassermalkasten mit Pinsel, Schere, Kleber, Stifte, Klebeband und sonstiges Werkmaterial (Klopapierrollen, Wolle, Stoffreste, Weinkorken….) stets zur Hand haben und ihren Werkplatz jederzeit selbständig und frei einrichten können. Je nach Projekt suchen wir zudem spezielles Werkmaterial gemeinsam aus. Ich lege wert darauf, dass die Kinder schönes und wertiges Verbrauchsmaterial bekommen (Naturmaterial, gesammeltes Upcycling- und/aber auch gekauftes Material) und es ist wunderbar, wenn es nach Gutdünken der Kinder verbraucht, verändert und bearbeitet wird. Verbrauchsmaterial ist da, um verbraucht zu werden!

Es ist nicht immer einfach, geschehen zu lassen. Aber es ist manchmal wohltuend, wenn man das eigene Ordungsempfinden, seine eigenen Vorstellungen und auch das Material gehen lassen kann. Dann hat man plötzlich Zeit zum Staunen, Wertschätzen und sich freuen. Beim gemeinsamen Aufräumen und Saubermachen, beim Reden und Zuhören, kann man dann wieder Platz schaffen für das nächste Projekt.

Hallo Adventszeit, willkommen Weihnachtswerkstatt, herein, herein, ihr schönen Ideen und feinen Projekte. Setzt euch hin, ich hol nur noch schnell das Glitzerzeug.

Habt’s lustig und golden und fein.
Alles Liebe, Sandra

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3 thoughts on “VOM EINFACHEN DAS GUTE // WENN KINDER ADVENTWERKEN – LOSLASSEN UND SICH FREUEN

  1. Oh, du sprichst mir aus der Seele! Auch ich schiele manchmal mürrisch auf das Klebergebatzl. Und der Glitzer… oh, der Glitzer! Denn, wenn schon da draußen in der Welt das Chaos tobt, hätte ich es hier ganz gern ordentlich. Und noch was fällt mir schwer….die fertigen glitziblitzi pinken Wundersachen dann neben meine Naturdeko zu hängen. Aber dann denke ich, dass irgendwann hier niemand mehr glitziblitzi Wundersachen fertigt und genau neben meine Ostheimer Krippe, mit viel! Klebeband kleben wird. Und das stimmt mich dann doch wieder sehr milde.

  2. Was für einen wundervollen Beitrag. Auch wenn ich keine eigenen Kinder habe kenne ich das Gefühl von der Arbeit. (Ich arbeite in einer Kita). Und doch merke ich im Nachhinein immer, dass es das Chaos wert war. Der Weg ist der Prozess und nicht das Endprodukt. Egal ob der Samichlaus nun einen violetten Mantel trägt oder nicht und ob der Stern runde Zacken hat. Hauptsache ist, die Kinder hatten Freude beim gestalten. Das ist das Wichtigste finde ich.
    Liebe Grüsse Chantal

    1. Liebe Chantal
      Danke vielmals für deine Nachricht. Du sagst das so schön: Das Chaos lohnt sich. Und es wird immer am allerschönsten, wenn man die Kinder machen lässt, denn keine Vorgabe, keine Vorlage, keine Schablone ist so wunderbar, wie wenn Kinder frei gestalten dürfen. Sie sind Künstler und wir dürfen dabei sein. Was für ein Glück!
      Alles Liebe dir und deinen kreativen Kita-Kindern.
      Sandra

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