TAG DER MAMAS

Mein Kind ist gestern Nachmittag losgeradelt, in die Stadt. Er tat geheimnisvoll, zwinkerte verschwörerisch mit Papa hin und her und war aufgeregt vorfreudig unterwegs. Seine Fahrt führte ihn zum Floristen. Den, den ich hier besonders gerne mag. Später stand mein Kind vor mir, mit einem Strauss Pfingstrosen, die ich liebe. “Für dich Mama, zum Muttertag.”

Je länger ich Mama bin, desto weniger verstehe ich den Muttertag, als das, zu dem er gemacht wird. Ich brauche keinen Tag der Dankbarkeit, schon gar nicht von meinen Kindern. Ich bin es, die dankt. Nicht für die Stinkesocken, die ich täglich zusammensammle, die Schuhe, die rumliegen wie ausgesät, auch nicht für das Ausräumen des Geschirrspülers und schon gar nicht fürs Aufräumen, Sisyphos-like, in der Haltung des Glöckners von Notre Dame.

Aber ich bin von Herzen dankbar für die wunderbare Zeit, dich ich mit euch verbringen darf. Für die Liebe, die unser Leben erfüllt, für all das Lachen, das Rumflachsen, diese Lebendigkeit, die mich manchmal fast wahnsinnig macht, und für das Alltägliche.
Für alles, was so leicht ist mit euch, und auch für das Umständliche, das meine Gedanken flex und elastisch hält (positiv denken…).
Danke für eure Geduld, euer Wohlwollen, dass ihr verzeiht, immer wieder. Danke für die Warmherzigkeit, für eure Ehrlichkeit und dafür, dass ich zwar manchmal die aller-aller- aaaaalller-peinlichste Mutter der Welt bin und dennoch jeden Tag eine neue Chance bekomme. Ich habe grosses Glück.

Mama sein ist nicht immer leicht. Ich denke an die, die keine Kraft mehr haben, denen es körperlich und seelisch nicht möglich ist, mit ihren Kindern Alltag zu leben. Die, die nicht mir ihren Liebsten zusammensein können. Und die verwaisten Mamas.

Die letzten Tage war mein Herz scher. Ich denke an die Kinder, die ihre Mama verloren haben, unweit von uns. Will sie gedanklich halten, im Wissen, dass das hinten und vorne nicht reicht. Dieser Schmerz und das Vermissen… Ich kann es mir nicht vorstellen.

Vielleicht sollte aus dem Muttertag der Müttertag werden. Ein Tag im Jahr, an dem wir uns speziell daran erinnern, uns gegenseitig zu stärken. Uns zumuten mit all unseren Unsicherheiten, unseren Sorgen, der Schwere, die sich manchmal ins Leben schleicht, dem Schmerz, den 100 Zweifeln und dem wiederkehrenden schlechten Gewissen. Aber eben auch mit unserer ganzen Schönheit, unserer Freude, unserem Leuchten und der grossen Liebe, die wir spüren. 
Ein Tag, an dem wir Mütter ganz besonders gut auf uns alle achten. An dem wir daran erinnern, dass ein Lachen, ein Schmäh, eine Verrücktheit Leichtigkeit und Freude in unser aller Leben zaubern. 

Von Herzen wünsche ich allen einen wunderbaren Sonntag. Voller Liebe, Wärme und Kraft. 
Habt’s fein und schön und wunderbar.
Sandra

4 thoughts on “TAG DER MAMAS

  1. Oh, was für schöne Gedanken – bin tatsächlich ergriffen, so wunderbar hast du das formuliert .
    Ich habe auch das Glück, mich über meine Kinder freuen (und manchmal ärgern) zu dürfen und sehe dieses Glück als nicht selbstverständlich an.
    Ich wünsche dir einen herrlichen Müttertag !
    Regina

    1. Danke, liebe Regina, für deine Worte. Immer kommen sie so wohlwollend und ausgesucht bei mir an.
      Auch euch einen wunderbaren Mütter-Kinder-Familientag.
      Alles Liebe, Sandra

  2. Liebe Sandra – du hast wunderschöne Worte gefunden… und so viele auch für mich zutreffende Gedanken.
    Danke für diese Sichtweise!
    Alles Liebe aus Wien, Miriam

    1. Liebste Miriam
      Wie schön, von dir zu hören, ich danke dir.
      Ich hoffe, dass ihr einen friedlichen Tag zusammen geniessen konntet und schicke liebe Grüsse aus der verregneten Schweiz… bis zu euch nach Wien.
      Bussi

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