NOTEN, EIS UND TRADITIONEN

Eigentlich schon lange reif für die Insel, hangeln wir uns noch wie die Faultiere durch die letzten Schultage. In Slomo auf der Zielgeraden.

Wieder ist ein Schuljahr um und unsere Kinder haben viel erlebt. Sie haben gelernt, gelacht und ab und zu gezweifelt. Haben sich in Abenteuer gestürzt, neue Freundschaften geschlossen, gegrübelt, ausprobiert, Zeug erledigt, getüftelt, getrotzt, genörgelt und gefeiert. Sie haben gewonnen und verloren, sich gestritten und versöhnt, aufgegeben und sich wieder aufgerappelt, waren interessiert, gelangweilt, kooperativ und ab und zu gefrustet. Manchmal war’s zäh, bis ein Licht aufging – aber wenn es aufging, dann wurde es golden und leicht.
Unsere Kinder haben ganz schön viel gegeben, Tag für Tag. 

Und dann steht sie vor der Türe, die grosse Sommerpause – mit Pauken und Trompeten – das Finale eines jeden Schuljahres. Mit tausend Verabschiedungen und Klassenfahrten, Feiern und Schwimmbadbesuchen. Und es wäre alles gut – wären da nicht die Zeugnisse, die manchmal tonnenschwer auf den Kinderschultern lasten. 

In den Zeugnissen, die unsere Kinder hier in der Volksschule bekommen, stehen Noten. Manchmal kommt ein Brief mit anerkennenden Worten mit dazu, meist aber kommen nur die “blutten” (nackten) Zahlen.
Noten sind Nummern und zeigen nicht, was alles schon geschafft wurde. Sie zeigen nicht den Kraftaufwand hinter den Arbeiten, nicht den Willen eines Kindes, oder den Weg, der bereits zurückgelegt wurde. Sie zeigen eine kleine Facette eines Menschen, der in einem System, einem Klassenverband mit einer Lehrperson lernt. 

Das Leben ist nicht nur Mathe und Deusch

Wir Eltern dürfen nicht vergessen, dass die Gedankenwelt unserer Kinder, ihre Freude oder Phantasie, ihr Mitgefühl und ihre Herzenswärme, ihre Geduld und Ideen, ihr Mut, der Lebenswille und die Lebendigkeit – dass all ihre grossartigen Fähigkeiten nicht in diesen Zahlen gespiegelt werden. Dass das, was unser Kind ausmacht, nicht in einer Zahl zusammenzufassen ist. Eine Note wiegt manchmal schwer, aber sie ist eigentlich nur ein sehr kleiner Teil vom grossen Ganzen.

In einer ruhigen Minute wollte ich mit meiner Tochter über das bevorstehende Zeugnis sprechen. Also sagte ich: “Gell, du weisst, eine Note im Zeugnis sagt nichts über dein Herz aus…” Und bevor ich weiter ausholen konnte meinte sie: “Ich weiss Mama, du liebst mich so oder so.”

Ja, so oder so. Es ist schön, wenn wir die Leistungen der Kinder würdigen, wenn wir uns freuen mit ihnen und sie aber auch ihren Frust aushalten lassen, wenn sie enttäuscht sind. Im Wissen, dass die Schule zwar gross ist, aber eben nicht alles.

Wir wollen morgen wieder unserer liebgewonnenen Wiener-Tradition des “Zeugnisessens” frönen. Zwar gehen wir nicht auf Blunzengröstl, Schnitzel mit Vogerlsalat oder Semmelknödel. Aber auf ein lecker grosses Zeugnis-Eis in die Stadt, mit Freundinnen und Freunden. Wollen die Sommerpause einläuten und die Barfusstage, die grosse Freiheit und die lang ersehnte Sommerleichtigkeit. Und wir feiern unsere Kinder, so oder so!

So viel Wien muss einfach immer noch sein. Habt ihr Zeugnistraditionen? Und wenn ja, welche?

Habts fein und schön und wunderbar.
Bussibaba
Sandra

6 thoughts on “NOTEN, EIS UND TRADITIONEN

  1. liebe sandra,

    danke für deine worte. es sollten mehr sandras auf der welt leben!
    habt eine super schöne sommersonnenferienzeit.

    liebe grüße
    conny

    1. Liebste Conny
      Danke vielmals… dir und euch auch, wunderschöne Sommerferien, geniesst die Zeit und alles Liebe.
      Sandra

  2. Du hast recht liebe Sandra – und ich dank dir fürs Erinnern. So oft schielen wir nach links und nach rechts: Was haben die andern Kinder im Zeugnis stehen? Wer ist besser, wer ist schlechter? Dabei ist es bei mir genau wie bei dir: Ich lieb sie so oder so.
    Alles Liebe!
    Maria

    1. Haha, ou ja, bloss nicht schielen :). Muss ich mich auch immer wieder an der Nase nehmen.
      Ganz liebe Grüsse und lieben Dank, Maria, für deinen Worte.
      Herzlich, Sandra

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