VOM BAUEN VON HÜTTEN UND HÖHLEN // BUCHEMPFEHLUNG: EIN LOCH GEGEN DEN REGEN?

“Was machst du?”, fragt der Bär.
“Ich grabe ein Loch. Ein Loch gegen den Regen”, sagt der Hase.
“Nein, so geht das nicht!” sagt der Bär.
“Gegen den Regen gräbt man doch kein Loch. Gegen den Regen braucht man eine Höhle. Du musst eine Höhle suchen.”

Ich erzähle meinen Kinder das wunderschöne Bilderbuch: Ein Loch gegen den Regen? von Daniel Sehr und Francesca Sanna*.
Wir blättern uns, nah aneinander gekuschelt, durch die Geschichte. Wir haben es sehr fein, auf unserem Kindersofa, unter den Decken in unserer “Höhle”… Der Hase also buddelt ein Loch gegen den Regen und der Bär findet das grad gar nicht gut. Und der Dachs? Der hat nochmal eine ganz andere Vorstellung davon, wie man sich einen geeigneten Unterschlupf organisiert. So auch der Specht, das Eichhörnchen, der Biber und die Kuh sowieso. Jedes Tier weiss ganz genau, wie die perfekte Behausung aussehen und wo sie unbedingt am allerbesten stehen soll… Und der Hase? Der gräbt seelenruhig weiter, und als die ersten Tropfen vom Himmel fallen, schwuppdiwupp, lässt er alle anderen im Regen stehen.

Eine wunderbare Geschichte darüber, dass man ruhig zuhören darf, was die anderen sagen, und dann doch guten Gewissens das macht, was einem eben das Herz und der eigene Puls sagt. Dass man sich nicht umstimmen muss, nur weil wer anderer eine andere Meinung hat, und dass es sogar ganz grossartig ist, dass jeder anders ist, was anderes braucht, was anderes super toll findet und so sein und tun darf, wie er eben mag.
Ach ja, und ganz nebenbei erfährt man noch, wo die verschiedenen Tiere überhaupt hausen…

Meine zwei Hasen hausen zur Zeit nämlich gerade in ihrer selbstgebauten Hütte. Ein bisschen schief, ein bisschen eng, schon ein paar Mal zusammengestürzt und behelfsmässig wieder aufgebauscht, aber kuschelig und speziell fein.

Bei uns wird ständig gebaut: Hütten, Höhlen, Schlafautos, Flugzeuge, Schiffe und allerlei gemütliche Unterschlupfe. Ein Loch gegen den Regen oder ein Dach über dem Kopf zu haben ist ein Urbedürfnis. In Sicherheit, aufgehoben und zuhause zu sein, ist wahrscheinlich eines der schönsten Gefühle überhaupt. Eine selbstgebaute Hütte gibt manchem Kinderspiel eine Richtung, ein Zentrum, ein Rückzugsort um zur Ruhe zu kommen, neue Energie zu tanken, das Spiel neu zu beleben.
Hütten und Höhlen sind überall schnell aufgebaut, es braucht fast nichts dafür und macht den Kindern eine grosse Freude. Das Bauen, Ausdenken und Ausprobieren fördert den Gemeinschaftssinn, die Phantasie, Kreativität und die Grob- sowie die Feinmotorik.


Hütten entstehen draussen zwischen den Büschen, auf den Bäumen, oder mitten auf der Wiese unter einem Regenschirm oder in einem Pappkarton. Drinnen werden Stühle oder Tische schnell zu Höhlen umfunktioniert. Ein Tuch übergeworfen und schon kann man sich verstecken. Sogar unter dem Bett, in grossen Körben oder der geflochtenen Wäschetruhe hausen meine Kinder und richten sich kuschelig ein.
Kinder und Katzen wissen übrigens ganz genau wo man es gemütlich haben kann.

Unser “Hüttenbaumaterial”, das für die Kinder immer zugänglich ist und mit dem sie beinahe tagtäglich spielen, besteht aus folgendem Spielmaterial:

Verschiedene Tücher
Tischtücher, Leintücher oder alte Bettbezüge, Vorhänge oder die Wolldecke, die man sonst fürs Picknick braucht.

Wäscheklammern
Die aus Holz sind super schön, aber leider sind die aus Plastik hüttenbautechnisch viel besser. Sie lassen sich nämlich weiter aufspannen und erlauben dem Kind auch mal, ein Tuch an einer Stuhllehne oder an einer Holzstange zu befestigen.


Schneckenbänder
Schneckenbänder gehören zu den fixen Spielsachen im Waldorfkindergarten. Es sind gehäkelte Bänder in verschiedenen Längen, die die Kinder für alles Mögliche benötigen: Zum Angeln, als Leinen für die Tiere, beim Hüttenbau, um was festzubinden, als Gürtel, als Verbandszeug wenn wer das Bein gebrochen hätte, um Gegenstände rumzuziehen und, und, und. Gerne werde ich euch näher darüber berichten und euch zeigen, wie ihr für eure Kinder ganz einfach selber Schneckenbänder fertigt.
Die Schneckenbänder sind nicht für die ganz kleinen Kinder geeignet.

Holzstangen
Unsere Holsstöcke sind schon gut abgehangen… Ich habe die nämlich schon seit 20 Jahren immer im Gepäck, weil die Kinder so gerne und phantasievoll damit spielen. Schnell mal je ein Stock an jedes Tischbein eines Kindertisches gebunden, kann daraus eine doppelstöckige Hütte werden. Sie sind Wege, an denen man entlanglaufen kann, sie sind Schwerter und Schranken, sind Gehege für wilde Tiere und Fahnenmasten… Unsere sind von einem Haselstrauch und zwischen 1m und 2m lang.

Taschenlampen
Sind immer toll in düsteren und dunklen Hütten. Es gibt Kindertaschenlampen, die die Kinder aufziehen müssen, damit sie leuchten. Sie funktionieren ohne Batterien, sodass es auch nicht schlimm ist, wenn eine Lampe mal brennend vergessen wird.

Kissen und Decken
Machen das Ambiente kuschelig und einladend, denn in einem richtig guten Nest muss man sich einmummeln können.

Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut, wie eifrig die Kinder Hütten bauen, wie gut das Zusammen-Tun klappt, wie Hand in Hand gewerkelt wird und wie perfekt sich einzelne Kinderwünsche beim Projekt “einbauen” lassen. Egal, ob verschiedene Ein- und Ausgänge erwünscht, Fenster oder nicht, eine Luke im Dach, damit man den Mond sehen kann, fliegend, schwimmend, ob möbliert oder nicht… Alles ist beim Bauvorhaben möglich.
Meine Kinder lieben es, mit einem kleinen Korb und sämtlichen Schneckenbändern eine Seilbahn von ihrer Hütte bis zu mir in die Küche zu konstruieren. Natürlich, damit ich hin und wieder was zum Happsen ins Körbchen lege, was sie dann flink zu sich ins “Nest” ziehen und genüsslich verspeisen… Und manchmal habe ich ein Glück und werde zum Schmausen sogar eingeladen.

Wenn dann der Regen kommt, der Sturm mit Blitz und Donner, dann machen sie es wie der Hase. Schlüpfen hinein, in ihre Wohnung und lassen die Welt draussen in Ruhe untergehen.

Ich wünsche euch und euren Kindern einen wunderbaren Leseherbst, viele gemütliche Momente in selbstgebauten Hütten und dass ihr im Alltag (am liebsten im Wohnzimmer…) immer wieder genug Platz für gemeinsame Momente, Ideen, Kreativität und fröhliches Tun findet.

Habts fein und schön und ganz wunderbar.
Alles Liebe, Sandra

* Erschienen ist das Buch im atlantis Kinderbuchverlag. Ich danke dem Verlag von Herzen für das Rezensionsexemplar. Wir lieben eure Geschichten und ich freue mich sehr über diese Verbindung zur Schweiz!
Werbung wegen Produktnennung, unbezahlt und unbeauftragt, aber sehr gerne gewollt.

 

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8 thoughts on “VOM BAUEN VON HÜTTEN UND HÖHLEN // BUCHEMPFEHLUNG: EIN LOCH GEGEN DEN REGEN?

  1. Schön! Hier werden auch ab und an Hütten gebaut. Auch mit Polstern, oder Kissen vom Sofa… Die Schneckenbänder find ich super, solche könnten meine Mädels sicher auch mal brauchen. Daran können sich die beiden Großen auch dran versuchen…
    Liebe Grüße Hanna

    1. Liebe Hanna, genau, das Sofa und die Polster werden auch bei uns immer gerne verbaut… Ich glaube, das muss wohl so sein! Schneckenbänder sind toll und so einfach zu machen, dass schaffen deine Mädels ganz bestimmt. Ich schreibe euch die Anleitung gerne auf… Demnächst.
      Alles Liebe und ein wunderschönes Wochenende.
      Sandra

  2. Liebe Sandra, die Schneckenbänder kenn ich gar nicht – die könnte meine Große vielleicht schon ganz alleine schaffen. Der Kleine “wohnt” derzeit in einem Karton, da ist es mit der Bewegungsfreiheit ein bisschen weit her. Wenn es nach den Kindern ginge, würden wir auch in einer Höhle wohnen, Häuser sind total überbewertet… einstweilen wird sich eben anderweitig beholfen.

    Aber ich hab es als Kind auch geliebt, Höhlen zu bauen – daher vollstes Verständnis für Höhlen-Chaos. glg Uli

    1. Liebe Uli, Schneckenbänder gehören sozusagen zu den Must-Haves der Höhlenbewohner! Und auch meine Kinder finden Platz nicht so wichtig. Am feinsten ist es doch, wenn alle ganz nah beieinander und am allerliebsten auf Mama drauf… mmmmh. Schön.
      Euch ein wunderschönes Wochenende und bis ganz bald!
      Sandra

  3. Danke für Deine Herbstgrüße und Deinen schönen Beitrag zum Höhlenbauen. Bei uns wird auch sehr viel gebaut.
    Unser Kanapee ist von uns Erwachsenen zu einem relativ teuren Preis aus ästhetischen Gründen ausgesucht worden. Wir hatten damals keine Ahnung, dass der Preis mehr als gerechtfertigt war. Lassen sich aus den großen beweglichen Kissen, die alle nur auf einem schönen Holzrahmen liegen, nämlich die feinsten Unterschlüpfe bauen. Unser Sofa ist definitiv der meist bespielte Gegenstand in unserem Haus! Aus diesem Grund freue ich mich sehr, mehr über die Schneckenbänder zu erfahren.
    Mit liebem Gruß
    Regina

    1. Liebe Regina, ja so kommt es, dass die Eltern statt auf dem Sofa, in der Hütte sitzen und ein Buch lesen… So gemütlich! Ich freue mich, dass du mehr über die Schneckenbänder erfahren möchtest. Sie sind ein wirklich ganz tolles Spielmaterial und ich zeige dir sehr gerne, wie sie gefertigt werden. Demnächst, versprochen!
      Danke, für deine lieben Worte. Habt ein ganz feines Wochenende.
      Alles Liebe, Sandra

  4. Liebe Sandra, dieses Buch mögen wir hier auch sehr und Hütten und Höhlen werden auch sehr fleissig gebaut. So, dass man gar nicht mehr durch die Stube kommt! 😉 Liebe Grüsse, Eliane

    1. Liebe Eliane, genau so ist es auch bei uns… Manchmal stehe ich an der Wohnzimmertüre und denke: Wie komm ich jetzt durch diesen Raum???
      Ist immer auch ein bisschen, wie sich durch den Dschungel zu kämpfen…
      En ganz guete Wuchestart und herzlichi Grüess us Wien.
      Sandra

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