FEUER UND FLAMME // FEUER MACHEN MIT KINDERN // TIPPS UND ANREGUNGEN FÜR UNVERGESSLICH SCHÖNE MOMENTE BEIM FÜÜRLE

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Ich war acht oder neun Jahre alt, als ich zur Pfadfinderprüfung antreten musste. Klar war, dass ich beim “Knoten machen” wohl eher nicht punkten würde. Meine Knoten waren Knöpfe, zwar fest wie Stein, leider aber glichen sie den Abbildungen aus der Vorlage nur selten. Und die Theorie? Glückssache.
Ich musste also beim Feuermachen abräumen, und zwar sowas von. Wir sollten ein Feuer entfachen, ein kleines, und dabei nicht mehr als drei Streichhölzer verbrauchen. Also suchte ich mir einen windgeschützten Platz im Wald und die trockensten Zweiglein, die ich finden konnte. Ich kauerte mich hin, legte meine Wange auf den Waldboden und blies sachte in die Funken, als würde ich sie beflüstern. Als das Zwergenfeuer loderte, lagen neben mir zwei unangetastete Streichhölzer, wie neu… 

Draussen in der Natur ein Feuer zu entfachen gehört wohl zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Sich daran zu wärmen, dem Knistern zu lauschen, das Feuer zu riechen, darauf zu kochen und seinen Flammen zuzusehen, übt seit jeher eine grosse Faszination auf die Menschen aus. Die Kraft des Feuer lässt einem ruhig werden, zu sich kommen, sie erdet und fordert unsere volle Aufmerksamkeit, ohne die Sinne zu überfordern. Und ausserdem ist es total romantisch, wenn ums Feuer Geschichten erzählt werden, Gespräche entstehen oder Lieder gesungen werden! Was gibt es also Besseres, als mit den Kindern ein Feuer zu machen?

Es war schon da, lange bevor es uns gab, und es ist ein mächtiges Element der Natur wie der Wind, das Wasser oder die Erde.

Als Kindergärtnerin habe ich mit meinen Kindergruppen regelmässig im Wald Stöcke gesucht, Tannenzapfen gesammelt und dann ein Feuerchen entfacht. Die Kinder sind dabei konzentriert, hellwach und eben ganz und gar Feuer und Flamme. Wenn man sie dabei liebevoll begleitet, sie anleitet, ihnen zeigt und gemeinsam mit ihnen das Feuer machen übt, wissen sie ganz bald, wie und wo man ein Feuer entfachen kann und auf was sie dabei achten müssen. 

→ Bitte lasst eure Kinder immer nur unter Aufsicht eines Erwachsenen Feuer machen.

Wenn ihr nun also mit euren Kindern auf den Weg geht, um Feuer zu machen, habe ich euch hier ein paar Dinge aufgelistet, die vorab zu beachten sind, damit das gemeinsame Feuererlebnis zu einem grossartigen Abenteuer wird.

Klärt ab, wo ihr Feuer machen dürft 
In der Schweiz gibt es kein Gesetz, das das Feuer machen in der Natur verbietet. Nur wenn es längere Zeit nicht regnet, oder wenn es im Sommer sehr heiss und trocken ist, ist das Entfachen von Feuer verboten. In Österreich hingegen (und ich konnte das wirklich kaum glauben!) ist Feuer machen in der Natur nicht gestattet. Ausser man hat eine schriftliche Genehmigung des Eigentümers des Grundstückes… Natürlich gibt es Feuerstellen, aber “wild” Feuer machen gibts nicht. Klärt also vorher ab, wo es erlaubt ist.

Ein offenes Feuer niemals unbeaufsichtigt lassen
Feuer machen braucht Zeit. Schnell, schnell geht nicht. Man muss sich um das Feuer kümmern, und die Feuerstelle soll stets gut beaufsichtigt sein. Sie darf erst dann verlassen werden, wenn das Feuer vollständig gelöscht ist. Wie man ein Feuer löscht, lest ihr weiter unten im Text.

→ Bläst ein starker Wind, dann verschiebt bitte eure Pläne und macht das Feuer an einem anderen Tag. Denn Wind und Feuer ist eine heikle Kombi!

Eine Feuerstelle errichten
Oft gibt es errichtete Feuerstellen, die man nutzen darf. Falls ihr “wild” Feuer machen wollt, müsst ihr euch eine eigene Stelle einrichten.
– Errichtet die Feuerstelle in grösserer Entfernung von Büschen, Bäumen, Pflanzen oder etwaigen Gegenständen. Die Flammen können hoch in die Luft züngeln, also achtet darauf, dass ihr die Feuerstelle nicht unter einem Baum errichtet.
– Der Grund eurer Feuerstelle soll flach sein und frei von Gras oder Pflanzen.
– Sammelt Steine und bildet einen Steinkreis um die Stelle, an der ihr das Feuer errichten wollt. Die Steine grenzen nicht nur die Feuerstelle ein, sondern bieten auch eine Stütze, falls ihr Stöcke mit Wurst oder Brot ins Feuer halten wollt. 
– Benetzt die Stelle ums Feuer mit Wasser
– Wenn ihr eine Feuerschale benutzt, dann achtet darauf, dass diese stabil aufgestellt ist und auch nicht kippen kann, wenn Feuerholz nachgelegt wird.

Das braucht ihr, um ein Feuer zu entfachen
– Streichhölzer 
– Rinde, getrocknete Tannenzapfen oder trockenes Gras (Zunder)
– trockenes Holz, dünne Äste (feuchtes Holz räuchert euch ein….)
– dicke Äste, Holzscheite
– Wasser um das Feuer / die Glut zu löschen
– Ein Teelicht ohne Aluminiumbecher (falls ihr bei Regen Feuer machen wollt)

→ Bitte beachtet unbedingt: Brandbeschleuniger hat NICHTS an einem Lagerfeuer mit Kindern zu suchen!

So wird ein Feuer entfacht
Bevor es losgehen kann, muss genügend Holz und Zunder gesammelt werden. Auch das gehört zum Feuer machen und ist notwendig, damit man das Feuer nicht verlassen muss, um für Holznachschub zu sorgen.
– Macht euch mit trockener Rinde, trockenem Gras und feinen Ästchen ein “Feuernestchen”, das schnell Feuer fängt.
– Sobald die ersten Flammen züngeln, gebt ihr die feinen Äste auf das Feuer. Nicht zu viel, damit das Feuer nicht erstickt, aber genau so viel, dass ihr das Feuer nährt.
– Wenn das Feuer nicht recht zünden will, hilf das “Feuerflüstern” (ins Feuer pusten). Dabei pustet ihr mehrmals von seitlich-unten in die Glut, um euer Feuer zu schüren.
– Nach und nach könnt ihr die dickeren Scheite und Äste ins Feuer legen, denkt dabei jedoch immer auch daran, wie lange ihr am Lagerfeuer verweilen möchtet. 

Falls ihr Lust habt, mit euren Kindern hübsche Feueranzünder zu fertigen, findet ihr hier die Anleitung dazu.

Das Feuer löschen
Wie bereits erwähnt, darf eine Feuerstelle erst verlassen werden, wenn das Feuer vollständig gelöscht ist. Lasst das Feuer komplett herunterbrennen und legt kein Holz mehr nach. Löscht die Glut so lange mit Wasser, bis es nicht mehr zischt. Erst wenn die Asche komplett durchnässt und erkaltet ist, ist das Feuer aus. Falls ihr kein Wasser zur Hand habt, könnt ihr das Feuer auch mit Sand ersticken.

Feuer-Regeln, die mir stets wichtig sind
Feuer machen ist grandios, aber nicht ganz ungefährlich. Deshalb ist es mir wichtig, dass sich die Kinder und Begleitpersonen an die Regeln halten, damit ein so spannendes Vorhaben zu einem unvergesslich schönen Erlebnis werden kann.
– Kinder lieben es, Stöcke ins Feuer zu halten, darin zu stochern und sie dann wieder aus dem Feuer zu ziehen. ABER: Stöcke, die im Feuer waren, sollen nicht mehr aus dem Feuer genommen werden. Oft glühen sie schon an der Spitze oder sind bereits sehr heiss 
– Am Feuer sitzen oder stehen. Hüpfen, hampeln und balgen ist ums Feuer nicht erlaubt
– Wenn wir ums Lagerfeuer sitzen, gehen die Kinder nie innerhalb des Kreises ums Feuer, sondern immer ausserhalb; dass, falls man stolpert, niemand ins Feuer fällt.
– Stöcke und Scheite ins Feuer legen, nicht werfen.
– Ein Erwachsener bleibt immer am Feuer

Feuer machen im Schnee oder im Regen
Ein Feuer im Schnee ist etwas Wunderschönes. Sich daran zu wärmen ist wohltuend und sehr gemütlich. 
Ihr braucht dazu ebenfalls ein trockenes “Feuernestchen”, das ihr vielleicht zu Hause zusammen vorbereitet. Im Regen habe ich ab und zu auch ein Teelicht dabei, das ich anzünde und dann das Feuernest draufgebe. Da die Kerze eine längere Brenndauer hat als ein Streichholz, ist das feuchte Holz leichter entzündbar. Wenn die Flammen züngeln, könnt ihr auch mehrere feuchte Äste aufschichten. Schaut jedoch, dass diese einen guten Abstand zu den Flammen haben. Die Wärme der Flammen trocknet die nassen Äste und entzündet diese schliesslich.
Das Erlebnis des Feuers im Regen oder im Schnee bleibt unvergesslich. Und wenn die Kinder des Kindergartens zu Hause davon erzählt haben, musste manch Erwachsener staunen.

Kochen und Essen vom Feuer
Es geht nicht immer nur um die Wurst, wenn man auf dem Feuer kocht. Vom Feuer Zubereitetes hat seinen ganz eigenen, speziell feinen Geschmack. Denn bei jedem Bissen geniesst man ein wenig von den Flammen und dem Rauch, vom Abenteuer, der Freiheit und dem ganz und gar Urspünglichen, was das Feuer uns gibt.
Wir haben an kalten Wintertagen oft Tee mit frischen Kräutern gebraut, Stockbrot, Popcorn oder auch Suppe gekocht. Im Herbst können wunderbar Kastanien geröstet, oder aber auch kleine Pitta-Brote auf heissen Steinen gebacken werden.
Achtet darauf, dass ihr beim Kochen auf offenem Feuer eine geeignete Pfanne benutzt. Diese kann am Griff über dem Feuer aufgehängt werden (entweder an einem entsprechenden Dreibein fürs Feuer oder aber auch mit Hilfe eines langen, dickeren Stockes, der an beiden Enden gehalten und die Pfanne so über dem Feuer angebracht wird…) oder aber ihr stellt die Pfanne auf einen Rost, der über die Flammen gestellt wird. Vergesst nicht, euch einen Backhandschuh von zu Hause mit zu nehmen. Der Feuertopf ist heiss.
Eine wunderschöne Suppen-Geschichte und ein Rezept für Steinsuppe vom Feuer findet ihr hier.

Die Pfadfinderprüfung habe ich übrigens bestanden. Die Theorie war halb so wild, bei den Knoten wurden wohl die Augen mehr als einmal zugedrückt, und ich war glückserfüllt. Und obschon ich seither sicher ein paar hundert Feuer entzünden habe, das kleine Zwergenfeuer, dort im Stäfner Wald, werde ich wohl für immer nicht vergessen.

Ich wünsche euch und euren Kindern stimmungsvolle, eindrückliche und glückliche Stunden rund ums Feuer. Den Geruch, den man danach mit sich nach Hause nimmt, nennen meine Kinder übrigens das “Waldparfum”.
Habts fein und schön und wunderbar.
Alles Liebe, Sandra

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Vielen lieben Dank

2 thoughts on “FEUER UND FLAMME // FEUER MACHEN MIT KINDERN // TIPPS UND ANREGUNGEN FÜR UNVERGESSLICH SCHÖNE MOMENTE BEIM FÜÜRLE

  1. Liebe Sandra, wir waren gerade letzte Woche wieder im Wald. Und einmal mehr habe ich erlebt, wie ernsthaft und konzentriert die Kinder werden beim Feuer machen. Da merken sie die Kraft und das Wunder des Feuers und werden andächtig, ruhig und ehrfurchtsvoll. Und nicht zuletzt stolz, denn sie haben dieses Feuer entfacht. Ein Rätsel bleibt mir aber seit vielen Jahren ungelöst: die Holzsuche. Wie schaffe ich das bloss, dass ALLE Kinder der Gruppe mit freudigen Augen losziehen und mit VIEL Hölzchen zurückkommen? Es spielt sich meist die gleiche Szene ab im Wald: Kreis um die Feuerstelle, Waldlied singen, Waldgeräusche hören, etc. und dann, irgendwann, schicke ich die Kinder los das Holz zu suchen. Und dann passiert immer das gleiche. Die einen gehen zu ihren Rucksäcken und holen ihre Wurst zum braten (ohne Feuer etwas schwierig), andere gehen zu ihren Rucksäcken und essen mal so von allem ein wenig und vergessen die Holzsuche sofort. Wieder andere gehen und fragen bei jeeeeedeeeem Hölzchen ob sie das bringen sollen. Und es nützt leider auch nichts, wenn ich den Genuss von der gebratenen Wurst beschreibe als Lockmittel…. Aber wir haben am Ende doch immer, bei Sonne, im Schnee, im Regen ein Feuer entfacht und dieses entfacht in uns Ruhe und Kraft. Vielen Dank für deinen Feuertext!!! Auf zur Feuerstelle!

    1. Liebe Carmela, ich hab grad sehr gelacht! Danke dir vielmals für deine Nachricht! Ja, genau so ist es, mit der Holzsuche und den Leckereien im Rucksack… Das Holzsammeln birgt so seine Tücken: Entweder sind die Stöckchen miniwinzig oder die Kinder schleppen zusammen gleich ganze Baumstämme an, auf denen man zwar wunderbar sitzen, aber die man nie und nimmer ins Feuer legen kann… Da ist wohl dann Kindergärtnerinnenpower angesagt (und von der hast du viiiiiiiiieeeellll!!!). Unsere Kinder sammeln auf jedem Spaziergang so viele Stöcke, dass wir zum Glück immer welche rumliegen haben, die dann irgendwann im Feuer landen (müssen). Allerliebste Grüsse und eine herzliche Umarmung aus Wien. Die Lieblingsbande.

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